Bonitätsprüfungen werden für unterschiedliche Zwecke durchgeführt. Das bedeutet, es gibt hier einen Unterschied zwischen der Bonitätsprüfung bei einem Unternehmen und der Bonitätsprüfung bei der Privatperson. Sie fragen sich an dieser Stelle sicherlich auch, warum ist die Bonitätsprüfung bei Unternehmen so wichtig und wie genau läuft das Prozedere denn ab.
Das Wichtigste in Kürze
Sowohl bei Privatpersonen wie auch bei Unternehmen wird eine Bonitätsprüfung vorgenommen. Dies ist wichtig, damit die Geschäftspartner vor eventuellen finanziellen Risiken geschützt sind und Zahlungsausfälle verhindert werden können.
- Bonitätsprüfungen bei kleineren und mittleren Unternehmen werden von Auskunfteien durchgeführt
- Ratingagenturen dagegen bewerten die Kreditwürdigkeit von großen Unternehmen
- Auch beim Staat wird die Bonität überprüft
Auskunfteien überprüfen die Bonität von Unternehmen
In erster Linie wird die Bonitätsprüfung bei einem kleineren oder mittleren Unternehmen (KMU) von den sogenannten Auskunfteien überprüft. Im Grunde genommen läuft dies genau wie die Bonitätsprüfung bei einer Privatperson ab. Für die Prüfung der Bonität nutzen die Auskunfteien Informationen über das Zahlungsverhalten der Unternehmen, welches in der Vergangenheit lag. Aus diesen Informationen können die Auskunfteien Rückschlüsse über das zukünftige Zahlungsverhalten schließen. Werden also Geschäfte oder Verträge abgeschlossen, bei denen Die Lieferung oder Leistung vom Zahlungszeitpunkt abweicht, kann mithilfe der Bonitätsprüfung im Voraus ermittelt werden, ob es sich um einen kreditwürdigen Vertragspartner handelt.
Die verschiedenen Risikoklassen bei Unternehmen
Risikoklasse | Score | Ausfallwahrscheinlichkeit |
---|---|---|
I - Unternehmen mit sehr guter und guter Bonität | 100 - 212 | 0,3 % |
II - Unternehmen mit guter und zufriedenstellender Bonität | 213 - 242 | 0,3 - 0,7 % |
III - Unternehmen mit befriedigender Bonität | 243 - 282 | 0,7 - 1,5 % |
IV - Unternehmen mit überdurchschnittlichem bzw. erhöhtem Risiko | 283 - 301 | 1,5 - 3 % |
V - Unternehmen mit hohem Risiko | 302 - 357 | 3 - 8 % |
VI - Unternehmen mit sehr hohem Risiko | 358 - 600 | über 8 % |
Ratingagenturen überprüfen die Bonität von großen Unternehmen
Handelt es sich um ein börsennotiertes Unternehmen dann wird die Bonitätsprüfung von einer unabhängigen Ratingagentur durchgeführt. Bei der Prüfung wird ermittelt, ob das Unternehmen den sogenannten „Investment Grade“ bekommt. Hat ein Unternehmen den Investment Grade, können Sie davon ausgehen, dass das Unternehmen über eine gute Bonität verfügt. Es gibt hierzu eine allgemeine Skala, die Ihnen einen Überblick gewährt. Im Übrigen überprüfen die Ratingagenturen auch die Bonität von Staaten.
- Prime
- High Grade
- Upper medium Grade
- Lower medium Grade
- Non Investment Grade
- Highly speculative
- Substantial Risks
- Extremly speculative
- In default
Warum sind Wirtschaftsauskünfte von so großer Wichtigkeit?
Nach außen zeigt sich jedes Unternehmen erst einmal positiv. Aus diesem Grund ist es für Sie wichtig, dass Sie vor einem Geschäftsabschluss so viel wie möglich über das Unternehmen erfahren. Mit einer Bonitätsprüfung oder einer Wirtschaftsauskunft können Sie die wirtschaftliche Situation Ihres Partners reeller einschätzen und erhalten zuverlässige Informationen über die Kreditwürdigkeit und über das Zahlungsverhalten.
Natürlich sollte die Bonitätsprüfung eines Unternehmens immer vor einem Vertragsabschluss erfolgen. Dies gilt umso mehr, wenn Sie Zahlung per Rechnung vereinbart haben. Die Bonitätsprüfung gibt Ihnen aber nicht nur Informationen zum Zahlungsverhalten, sondern auch zu etwaigen Lieferschwierigkeiten.
Welche Daten können überprüft werden?
- Bonitätsinformationen
- Insolvenz- und Inkassoinformationen
- Historie der Firmen
- Branche
- Informationen über Muttergesellschaften und Beteiligungen
- Bilanz des Unternehmens
Es werden für die Überprüfung der Bonität neben den Finanzdaten auch die makroökonomischen Daten genutzt.
- Zahlungserfahrungen aus der Vergangenheit
- Kreditlimit-Empfehlungen
- Informationen über Geschäftsführer, Gesellschafter und wirtschaftlich berechtigte Personen
- Hinweise auf inaktive Beteiligungen
- Firmendaten im direkten Branchenvergleich
- Informationen über aktuelle Prokuristen und über frühere Geschäftsführer
Was können Sie als Unternehmen tun, um Ihre Kreditwürdigkeit zu erhöhen?
Mit einer guten Bonität können Sie als Unternehmen das Vertrauen in Ihre Geschäftspartner stärken. Sie sollten daher alle Angaben zu Ihrem Unternehmen immer auf dem neusten Stand halten. Vergleichen Sie zudem in regelmäßigen Abständen Ihren Score mit anderen Unternehmen aus der Branche und aus der Region.
Zwei Seiten bei der Bonitätsprüfung für Unternehmen
Ein wesentlicher Unterschied bei der Bonitätsprüfung eines Unternehmens zu der von einer Privatperson liegt darin, dass nicht nur die Zahlen aus dem Unternehmen zur Prüfung herangezogen werden, sondern auch Durchschnittswerte aus der Branche und aus der Region.
Mit der Bonitätsprüfung für Unternehmen erhalten Sie und andere Geschäftspartner einen guten Einblick in die Kreditwürdigkeit des Unternehmens. Sollte es bereits Probleme beim Zahlungsverhalten gegeben haben, so können Sie als Geschäftspartner zusätzliche Sicherheiten vereinbaren. Sie minimieren damit Ihr Ausfallrisiko.
Etwas schlechter sieht es für Sie als Unternehmen aus, wenn Ihre Firma in einer schlecht bewerteten Branche tätig ist. Sicherlich lassen diese Zahlen keine Rückschlüsse für Ihr Zahlungsverhalten zu und dennoch müssen eventuelle Geschäftspartner mit deutlich mehr Anstrengungen bei einem Vertragsabschluss rechnen. Experten sprechen hier vom Cash-Flow.
Wichtige Kriterien bei der Bonitätsprüfung für Unternehmen
Planen Sie ein Geschäft mit einem Unternehmen, bei dem Sie Zahlungen erwarten, dann sollten Sie immer Wert auf eine komplette Wirtschaftsauskunft legen. Diese enthält sämtliche relevanten Informationen zu dem Unternehmen.
- Unternehmensgeschichte
- Unternehmensentwicklung
- Niederlassungen und Beteiligungen
- Geschäftszahlen
- Bankverbindungen
- Verbindlichkeiten
- Aktuelle Finanzlage mit eventuellen Negativmerkmalen
Worin liegt der Unterschied zwischen einem Basisscore und einem Branchenscore?
Im Großen und Ganzen kann man hier schon sagen, dass es sich um eine Bonitätsprüfung für ein Unternehmen oder für eine Privatperson handelt. Der sogenannte Basisscore gibt Ihnen Informationen über die Person selbst. Er enthält keine branchenspezifischen Informationen und dient in erster Linie der Orientierung. Beim Branchenscore hingegen wird auch der Score der unterschiedlichen Branchen, wie zum Beispiel Versandhändler, Banken oder Telekommunikationsanbieter überprüft und fließt in die Bewertung mit ein.
Fazit
Die Bonitätsprüfung für Unternehmen bietet allen beteiligten Partnern ein gewisses Maß an Sicherheit. Mit den gesammelten Daten erhalten Sie einen branchenbezogenen Score-Wert und werden direkt über Zahlungsunregelmäßigkeiten aus der Vergangenheit informiert. Anhand dieser Informationen können Sie erste Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit des Unternehmens ziehen. Immer wenn Sie ein Geschäft oder einen Vertrag mit einem Unternehmen abschließen, bei dem Sie in finanzielle Vorleistung treten, sollten Sie die Bonitätsprüfung für Unternehmen in Betracht ziehen.