Fast jeder kennt die Situation: Plötzlich werden mehr liquide Geldmittel benötigt, als auf dem Girokonto verfügbar sind. Eine dringende Anschaffung oder ein sonstiger Notfall machen es erforderlich, mehr Geld auszugeben als es das Kontoguthaben oder der vereinbarte Dispositionskredit eigentlich zulassen. Duldet die Bank die Überziehung des Kontoguthabens bzw. die Überschreitung des Dispokreditrahmens, ist von einer geduldete Überziehung die Rede. Was die geduldete Überziehung von einem Dispokredit unterscheidet und wodurch sie ansonsten gekennzeichnet ist, erklären wir hier.
Geduldete Überziehung vs. Dispokredit
Im Gegensatz zu einer geduldeten Überziehung handelt es sich bei einem Dispositionskredit um eine echte Darlehensvergabe. Der Kreditnehmer erhält dabei zwar nicht sofort einen gewissen Geldbetrag ausbezahlt. Von der Bank wird ihm aber gestattet, einen bestimmten, für sein Konto eingerichteten Überziehungsrahmen nach Bedarf in Anspruch zu nehmen.
Wenn das Konto kein entsprechendes Guthaben aufweist, kann der Kreditnehmer sein Konto dann bis zum Erreichen des vereinbarten Dispo-Rahmens überziehen. Welcher Überziehungsrahmen ihm dabei von der Bank bewilligt wird, ist von seinem Einkommen abhängig und wird bereits vor der eigentlichen Überziehung fest vereinbart.
Darüber hinaus ist es außerdem möglich, dass der Dispo-Rahmen durch die Bank nachträglich und entsprechend des regelmäßigen Geldeingangs automatisch angepasst bzw. erweitert wird. Je mehr Geld dabei in regelmäßigen Abständen auf das Konto eingezahlt wird, desto größer wird der gewährte Verfügungsrahmen.
Da die Nutzung des Dispositionskredits üblicherweise unbefristet ist, kann der Kreditnehmer selbst entscheiden, wann er den entliehenen Betrag zurückzahlen möchte. Generell gilt jedoch: Je schneller das Konto ausgeglichen wird, desto günstiger. Schließlich werden für die Nutzung des Dispokredits von den Banken Zinsen verlangt. Deren Höhe kann dabei stark variieren. Teilweise liegt die Zinshöhe hier bei 4, gelegentlich aber auch bei 14 Prozent.
Teure Alternative: die geduldete Kontoüberziehung
Eine geduldete Überziehung kann von der Bank erlaubt werden. Allerdings muss die Bank sie nicht gestatten. Obwohl sich Dispokredit und geduldete Überziehung teilweise gleichen mögen, liegt genau hierin der wesentliche Unterschied beider Institute.
Ist für ein Konto bereits ein Dispositionskredit eingerichtet, kann die Bank also erlauben, dass es auch über den Disporahmen hinaus überzogen wird. Außerdem ist es auf Kulanzbasis auch möglich, dass die Bank die Abbuchung einer Rechnung von einem reinen Guthabenkonto zulässt, obwohl dadurch ein Minus auf dem Konto entsteht. Allerdings bedeutet eine einmalige Duldung nicht, dass die Bank auch zukünftige Überziehungen bewilligt.
Geduldete Überziehung ist kostenpflichtig!
Genau wie der Dispokredit ist auch die geduldete Kontoüberziehung nicht kostenlos. Üblicherweise sind die zu entrichtenden Zinsen sogar höher als bei einem Dispositionskredit. Wenn irgendwie möglich sollte die geduldete Überziehung darum aus wirtschaftlichen Gründen vermieden werden.
Kann eine geduldete Überziehung beantragt werden?
Weiß der Kontoinhaber im Voraus, dass in Kürze eine Rechnung fällig wird, die den Rahmen seines Kontoguthabens sprengt, ist es durchaus möglich, das Gespräch mit dem Bankberater zu suchen. Eventuell stimmt dieser zu, den betreffende Betrag dennoch vom Konto abgehen zu lassen. In diesem Falle läge quasi die Vereinbarung einer geduldeten Überziehung vor.
Aufgrund der bereits angesprochenen hohen Gebühren für die geduldete Überziehung erscheint es jedoch sinnvoller, in einem persönlichen Gespräch um die Einrichtung eines Dispokredits zu ersuchen.
Einmalige Überziehung oder Bedarfs-Dispo?
Der Dispokredit steht, wurde er einmal eingeräumt, nach Bedarf und auch immer wieder zur Verfügung. Die Überziehung des Kontos kann die Bank nach freiem Ermessen eventuell nur einmalig dulden.
Die Überziehung des Kontos birgt auch Risiken
Wie schon gesehen gibt es gleich mehrere Unterschiede zwischen der geduldeten Überziehung und der Inanspruchnahme eines Dispositionskredits. Insbesondere wird die geduldete Kontoüberziehung – wie ihr Name bereit erahnen lässt – lediglich von der Bank geduldet. Genauso gut kann sie von der Bank aber auch abgelehnt werden. Einen rechtlichen Anspruch auf Duldung einer Kontoüberziehung gibt es nämlich nicht.
Neben den hohen Kosten, die für eine geduldete Überziehung anfallen können, hat die Überziehung des Girokontos aber noch einen weiteren Nachteil: Die Bank ist, wie bereits dargestellt, nicht dazu verpflichtet, eine Kontoüberziehung zu dulden. Selbst wenn eine Duldung in der Vergangenheit bereits stattgefunden hat, kann ein erneutes Überziehen des Kontos die Bank sogar zur Kündigung des Girovertrags berechtigen!
Wer häufiger – wenn auch nur kurzfristig – darauf angewiesen ist, sein Konto zu überziehen, sollte darum über die Einrichtung eines Dispositionskredits nachdenken. Das ist, im Vergleich zur geduldeten Überziehung, nicht nur die günstigere, sondern auch die sicherere Alternative.