Über die Hälfte aller Existenzgründungen werden als Kleinunternehmer gestartet. Um den Zahlungsverkehr abwickeln zu können stellen sich viele die Frage, ob die Eröffnung eines Geschäftskontos notwendig ist. Diese und viele weitere Fragen rund um das Geschäftskonto für Kleinunternehmer beleuchten wir in diesem Beitrag. Außerdem zeigen wir Ihnen die Vor- und Nachteile eines Geschäftskontos für Kleinunternehmer auf und erläutern, wie es eröffnet werden kann.
- Es gibt keine gesetzliche Regelung, die es Kleinunternehmern vorschreibt ein Geschäftskonto zu eröffnen.
- Die AGB der jeweiligen Bank schließen in den meisten Fällen eine geschäftliche Nutzung von Privatkonten aus.
- Bei einigen Banken wird die Nutzung des Privatkontos als Kleinunternehmer geduldet.
- Für eine bessere Übersicht und eine klare Trennung aus steuerlichen Gesichtspunkten von privaten und geschäftlichen Zahlungen empfiehlt sich die Eröffnung eines Geschäftskontos auch für Kleinunternehmer.
Wer gilt als Kleinunternehmer?
Die Regelung zu Kleinunternehmern findet sich im § 19 des Umsatzsteuergesetzes. Demnach gilt als Kleinunternehmer derjenige, dessen umsatzsteuerpflichtige Betriebseinnahmen folgende Grenzen nicht übersteigen:
- 17.500 € im vorangegangenen Kalenderjahr
- 50.000 € im laufenden Kalenderjahr
Beide Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um steuerlich als Kleinunternehmer eingestuft zu werden. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass keine Umsatzsteuer erhoben wird und diese auch nicht auf Rechnungen ausgewiesen werden muss.
Was sollte bei einem Geschäftskonto für Kleinunternehmer beachtet werden?
Kleinunternehmer haben in der Regel keine hohe Anzahl an Kontobewegungen. Dies ergibt sich schon aus der Umsatzbeschränkung für die Kleinunternehmerregelung. Laut Gesetz ist es für Kleinunternehmer zudem nicht einmal notwendig ein Geschäftskonto zu eröffnen. Die Nutzung des privaten Girokontos wäre also theoretisch denkbar. In der Praxis ist das jedoch auch zwei Gründen nicht die beste Wahl:
- Viele Banken untersagen in ihren AGB die geschäftliche Nutzung von Privatkonten.
- Private und geschäftliche Einnahmen und Ausgaben vermischen sich auf dem Konto. So geht die Übersichtlichkeit verloren und die Steuererklärung wird komplizierter.
Die Anforderungen an ein gutes Geschäftskonto für Kleinunternehmer hängen von der Art des Geschäftsbetriebes ab. Grundlegende Funktionen sollte das Konto dennoch bieten, so zum Beispiel:
- Erledigung von Überweisungen und Daueraufträgen
- Durchführung von Lastschriften
- Möglichkeit von Ein- und Auszahlungen von Bargeld
- Verknüpfung des Kontos mit Buchhaltungssystemen
- Einrichtung von Unterkonten
- Nutzung spezieller Kontoformen, wie Währungs- oder Treuhandkonto
Zusätzlich können folgende Punkte interessant sein:
Welche Anbieter von Geschäftskonten für Kleinunternehmer gibt es?
Das Angebot an Geschäftskonten ist sehr groß. Nicht jedes davon ist für Kleinunternehmer geeignet. Insbesondere die Filialbanken bieten oft verschiedenste Kontomodelle an. Diese kosten in der Regel eine monatliche Grundgebühr plus zusätzliche Gebühren für Buchungen und weitere Services.
Direktbanken und Fintechs dagegen bieten oft günstige, teils sogar kostenlose Geschäftskonten an. Für Kleinunternehmer die einen hohen Bargeldanteil in ihrem Geschäft verzeichnen, beispielsweise im stationären Einzelhandel oder der Gastronomie, sind diese allerdings eher ungeeignet.
Was kostet ein Geschäftskonto?
Je nach Anbieter und Ausstattung des Kontos variieren natürlich auch die Kosten für das Konto. Neben einer möglichen Grundgebühr, die monatlich fällig wird, entstehen weitere Kosten durch:
- Gebühren für einzelne Buchungen und andere Services
- Jahresgebühren für Debit- und/oder Kreditkarte
- Kosten für Bargeldverfügungen oder -einzahlungen
Die herkömmlichen Filialbanken bieten oft eine Auswahl zwischen verschiedenen Kontomodellen an:
- Geringe Grundgebühr, dafür hohe Kosten für einzelne Buchungen und andere Services.
- Mittlere Grundgebühr, dafür etwas niedrigere Preise für einzelne Buchungen. Teilweise ist eine bestimmte Anzahl an Buchungen im Monat frei.
- Hohe Grundgebühr, dafür geringe Einzelbuchungskosten und viele Inklusivleistungen.
Für Kleinunternehmer genügt hier oft die im Grundpreis günstigste Variante, da in der Regel nicht allzu viele Transaktionen zu erwarten sind.
Als Alternative zu den klassischen Filialbanken haben sich besonders in den letzten Jahren einige Direktbanken und Fintechs mit Angeboten für Geschäftskonten auf dem Markt entwickelt. Diese bieten oft sogar eine kostenlose Kontoführung und geringe Gebühren an. Allerdings ist der Leistungsumfang des Kontos teilweise eingeschränkt.
Vor- und Nachteile von Geschäftskonten bei Direktbanken und Fintechs
- Geringere Gebühren, teilweise sogar kostenlos
- Einfache und intuitive Onlineverwaltung des Kontos
- Zusätzliche Gebühren für einzelne Services können anfallen
- Bargeld kann oft gar nicht oder nur eingeschränkt eingezahlt werden
Vor- und Nachteile von Geschäftskonten bei Filialbanken
- Persönlicher Ansprechpartner für Beratungen
- Verschiedene Kontomodelle zur Auswahl
- Zusätzliche Services möglich
- Bargeldversorgung und Einzahlmöglichkeiten sind vorhanden
- Keine kostenlose Kontoführung möglich
- Teilweise muss die Eröffnung des Kontos in einer Filiale erfolgen
- Insgesamt oft teurer
Wie kann ein Geschäftskonto als Kleinunternehmer eröffnet werden?
Als Kleinunternehmer muss nicht zwingend ein Geschäftskonto eröffnet werden. Halten sich die geschäftlichen Aktivitäten im Rahmen, so dulden viele Banken sogar die Nutzung des Privatkontos.
Aus steuerlichen Gesichtspunkten und für die eigene Übersichtlichkeit empfiehlt sich dennoch eine doppelte Kontenführung. Vergleichen Sie dazu die Angebote mehrerer Banken anhand der Anforderungen ihres Geschäfts. Je nach Anbieter kann das Konto direkt online eröffnet werden oder es muss ein Termin in einer Filiale vereinbart werden.
Fazit
Um den geschäftlichen und privaten Zahlungsverkehr besser trennen zu können, empfiehlt es sich auch für Kleinunternehmer ein Geschäftskonto zu eröffnen. Welches das beste Konto für ihre geschäftlichen Aktivitäten ist, hängt stark von den Ausprägungen des Geschäfts selbst ab.
Für Kleinunternehmer, insbesondere wenn das Geschäft auf Dauer in der Kleinunternehmerregelung bleiben soll, reicht oft ein Konto bei einer Direktbank aus. So werden unnötige Kosten eingespart und Sie erhalten trotzdem ein Geschäftskonto, welches die grundlegenden Anforderungen zum Managen des Zahlungsverkehrs erfüllt.