Steuern betreffen jeden. Doch nur wenige haben tatsächlich die Zeit und Muße, sich mit dem Thema Steuern zu befassen. Hierbei kann ein Steuerberater helfen, welche bei der Zusammenstellung und Abgabe der Steuererklärung behilflich sein kann. Doch viele stellen sich dabei die Frage: Was kostet ein Steuerberater? Wir haben es für Sie zusammengefasst.
Das Wichtigste in Kürze
- Steuerberater ist nicht zwingend nötig, in einigen Fällen aber sinnvoll
- Steuerberater rechnen nach der Beratungstabelle ab, können aber den dortigen Satz mit einem Faktor multiplizieren, je nach Aufwand.
- Im Mittel kostet die Einkommensteuererklärung bei 30.000 Euro Einkommen so 312,20 Euro.
- Den richtigen Steuerberater zu finden, kann schwierig sein. Wir zeigen Ihnen, auf welche Kriterien Sie achten können.
Steuerberater: notwendig oder nicht?
Ob die Inanspruchnahme eines Steuerberaters tatsächlich notwendig ist oder nicht, kommt sehr stark auf die individuelle Situation an.
Bei Arbeitnehmern ist meist kein Steuerberater notwendig
Viele Arbeitnehmer können ihre Steuererklärung selbstständig erledigen, da ihre Steuersituation in der Regel nicht allzu kompliziert ist. Sofern es keine besonderen Umstände gibt, ist das für das Ausfüllen der Steuererklärung nicht unbedingt Fachwissen notwendig.
Sollen lediglich Werbungskosten, Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen von der Steuer abgesetzt werden, ist es möglich, die Steuererklärung direkt über Elster eigenständig zu erstellen. Daneben gibt es auch zahlreiche Programme und Steuersoftware, welche für das Ausfüllen der Steuererklärung genutzt werden können und dazu noch nützliche Tipps zur Steueroptimierung bereithalten.
Bei komplexer steuerlicher Situation sollte ein Steuerberater beauftragt werden
Wenn Sie verpflichtet sind, eine Steuererklärung abzugeben, gilt in der Regel der 31. Juli des Folgejahres als Abgabefrist. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Mehraufwand für Steuerkanzleien wurden für die Steuererklärung 2021 Ausnahmeregelungen eingeführt.
Im Normalfall gilt für die Jahre bis 2018 und wieder ab 2025 folgender Grundsatz: Wenn ein Steuerberater oder ein Lohnsteuerhilfeverein die Steuererklärung erstellt, profitieren Steuerpflichtige automatisch von einer siebenmonatigen Fristverlängerung bis Ende Februar des Folgejahres.
Während Personen, die lediglich ein steuerpflichtiges Einkommen aus einem Angestelltenverhältnis beziehen, ihre Steuererklärung oft eigenständig abgeben können, gibt es auch eine Reihe von Sonderfällen, in denen spezielles Wissen eines Steuerberaters gefragt ist.
Dazu können beispielsweise gehören:
- Grenzgänger, die in einem anderen Land arbeiten
- Eigenheimbesitzer mit Solaranlage
- Kapitalanleger mit Auslandsanlagen
Auch Eltern, die Vermögen verschenken möchten, und eine Vielzahl von Erbfällen erfordern oft die Unterstützung eines Steuerexperten.
Weitere Leistungen eines Steuerberaters
Spezialisierte Berufsgruppen mit besonderen Einnahmen- und Ausgabenstrukturen benötigen oft spezielle Beratungsdienste. Ein Erstgespräch mit einem Steuerberater sollte klären, ob dieser über die nötige Expertise verfügt. Für Selbstständige und Gewerbetreibende sind Steuerberater unverzichtbar.
- Finanzbuchhaltung
- Erstellung von Jahresabschlüssen
- Anfertigung von Einnahmenüberschussrechnungen
- Lohnabrechnung inklusive Berechnung der Sozialversicherungsbeiträge
- Umsatzsteuervoranmeldung sowie die Umsatzsteuerjahreserklärungen
- Erklärungen zur Gewerbe-, Einkommen- und Körperschaftsteuer
Für Freiberufler und Unternehmer ist es von Vorteil, auch in Rechtsfragen kurzfristig kompetenten Rat zu erhalten. Allerdings dürfen Steuerberater nur eingeschränkt rechtlich beraten, insbesondere in Sozialversicherungsfragen. Zur Klärung von Geschäftsführer-Status und anderen juristischen Angelegenheiten benötigt man einen Rechtsanwalt.
In vielen Steuerkanzleien arbeitet mindestens ein Rechtsanwalt oder es wird mit Anwälten kooperiert. Große Unternehmen benötigen oft Wirtschaftsprüfer für Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Testate für Jahresabschlüsse. Berater, die alle Qualifikationen als Steuerberater, Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer besitzen, sind jedoch rar.
Kosten für einen Steuerberater
Die Vergütung von Steuerberatern wird in der Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV) festgelegt. Innerhalb dieser Vorgaben hat der Steuerberater jedoch einen großen Ermessensspielraum bei der Festlegung seiner Gebühren. Der entscheidende Faktor dabei ist der Aufwand, den der Berater betreiben muss. Wenn zum Beispiel die Unterlagen unsortiert sind oder der Mandant ungewöhnlich viele Dokumente einreicht, kann der Faktor höher sein.
Bei der Gebührenfestlegung für eine Einkommensteuererklärung hat der Berater weniger Spielraum als bei der Erstellung einer Einnahmenüberschussrechnung für einen Selbstständigen. Die konkrete Gebühr berechnet sich aus der Grundgebühr, die in einer Tabelle festgelegt ist, multipliziert mit dem vom Steuerberater für den tatsächlich erforderlichen Aufwand festgelegten Faktor.
Wie zufrieden sind Mandanten mit der Höhe der Steuerberaterkosten?
Im Jahr 2013 wurde von dem Weiterbildungsinstitut Straßenberger eine Studie zur Zufriedenheit von Mandanten mit ihren Steuerberatern durchgeführt. Demnach fanden 61 Prozent der Befragten die Kosten ihrer Steuerberater hoch oder sehr hoch.
Kosten für die Einkommenssteuererklärung vom Steuerberaters
Für eine Einkommensteuererklärung mit einem Einkommen von 30.000 Euro ist gemäß Tabelle A der Verordnung eine volle Gebühr in Höhe von 892 Euro vorgesehen. Dies stellt jedoch lediglich eine Basisgröße dar, die durch den Faktor des Steuerberaters multipliziert wird. Hierbei kann der Steuerberater einen Spielraum von 1/10 bis 6/10 ansetzen, was einer Bandbreite von 89,20 bis 535,20 Euro entspricht.
Die Differenz zwischen der niedrigsten und der höchsten Gebühr ist somit beträchtlich. Im Normalfall wird der Steuerberater die Mittelgebühr ansetzen, was einem Faktor von 3,5/10 entspricht und sich auf einen Betrag von 312,20 Euro beläuft. Sollte der Steuerberater eine höhere Gebühr als die Mittelgebühr veranschlagen, so ist er verpflichtet, dies zu begründen.
Kosten für die Einnahmenüberschussrechnung vom Steuerberaters
Wer als Selbstständiger eine Einnahmenüberschussrechnung benötigt, um die Höhe der zu versteuernden Einkünfte zu ermitteln, beauftragt dafür meist einen Steuerberater. Je nach Höhe der Einkünfte und dem Aufwand für die Erstellung der Rechnung fallen unterschiedliche Kosten an. Laut Tabelle B der Verordnung für Steuerberater (StBVV) berechnet sich die Gebühr für eine Einnahmenüberschussrechnung für Einkünfte in Höhe von 37.500 Euro zwischen 5/10 und 20/10. Das entspricht einem Honorar von 101,50 Euro bis 406 Euro.
Allerdings handelt es sich dabei nur um die Kosten für den reinen Jahresabschluss. Hinzu kommen in der Regel noch weitere Kosten für die Einkommensteuererklärung und Buchhaltung, sofern diese nicht vom Steuerpflichtigen selbst übernommen werden.
Beispiel zu den Gebühren eines Steuerberaters
Nehmen wir an, dass ein Selbstständiger einen jährlichen Gewinn von 70.000 Euro erzielt. Die Betriebseinnahmen liegen bei 100.000 Euro, während die Betriebsausgaben 30.000 Euro betragen. Da die Betriebseinnahmen höher sind, wird mit diesem Wert für die Berechnung des Honorars gerechnet. Laut Tabelle B beträgt eine volle Gebühr für eine Einnahmenüberschussrechnung in diesem Fall 348 Euro. Dein Steuerberater kann jedoch innerhalb dieser Bandbreite seine Gebühren selbst festlegen. Üblicherweise wird dabei die Mittelgebühr von 435 Euro angesetzt.
Kosten für die Finanzbuchhaltung vom Steuerberaters
Die Gebühren für Buchführung und Kontierung sind gemäß Tabelle C der Verordnung geregelt und bewegen sich monatlich zwischen 2/10 bis 12/10 der vollen Gebühr. Wenn beispielsweise Einnahmen in Höhe von 40.000 Euro vorliegen, beträgt die volle Gebühr für Buchführung und Kontierung 115 Euro. Innerhalb dieses Rahmens kann der Steuerberater monatlich zwischen 23 Euro und 138 Euro in Rechnung stellen.
Wer jedoch die Buchführung und Kontierung über Elster selbst erledigt, kann die Kosten für ergänzende Leistungen wie die Anfertigung der Umsatzsteuer-Voranmeldung sparen, da diese bereits in der Gebühr abgegolten sind (§ 33 Abs. 8 StBVV). Allerdings kann es sich lohnen, die Vor- und Nachteile einer Eigenleistung gegenüber der Beauftragung eines Steuerberaters abzuwägen, insbesondere wenn es um komplexe Sachverhalte geht.
Den richtigen Steuerberater finden: Darauf sollten Sie achten
In Deutschland gibt es mehr als 100.000 Steuerberater und Steuerberatungsgesellschaften, wobei etwa 70 Prozent der Steuerberater selbstständig sind. Unter diesen befinden sich knapp 37 Prozent Frauen, und ihre Anzahl steigt stetig an. Es kann jedoch schwierig sein, den passenden Steuerberater zu finden, da Laien oft nicht einschätzen können, wie gut ein Steuerberater arbeitet.
Um den richtigen Steuerberater zu finden, hat es sich in der Praxis bewährt, Empfehlungen von Bekannten einzuholen. Besuchen Sie die Websites der empfohlenen Steuerberater, um so bereits einen ersten Eindruck des Steuerberaters und seiner Arbeitsweise gewinnen zu können.
Manche Steuerkanzleien stellen im offenen Bereich informative Mandanteninformationen und Steuertipps zur Verfügung und nutzen Erklärvideos. Andere bieten diese Informationen nur im geschlossenen Bereich für ihre Klienten an. Nur wenige Steuerberater geben auf ihrer Homepage transparente Informationen und Beispiele zur Abrechnung ihrer Gebühren.
Wichtige Kriterien für den passenden Steuerberater
Auch wenn Sie online bereits einen ersten Eindruck und Überblick über die Qualifikationen eines potenziellen Steuerberaters gewinnen konnten, sollten Sie auf ein persönliches Erstgespräch in keinem Fall verzichten. Schließlich kommt es bei der Zusammenarbeit mit einem Steuerberater auch auf das Vertrauensverhältnis und die persönliche Sympathie an. Während des Gesprächs mit dem Steuerberater können Sie die eigene private und berufliche Situation schildern.
Zwar ist es auch wichtig, nach den Kosten zu fragen, aber das allein sollte nicht das einzige Kriterium sein. Wichtig ist vor allem, dass Sie Ihren Steuerberater oder Ansprechpartner in der Kanzlei gut erreichen können und dass dringenden Angelegenheiten schnell und kompetent Auskunft und die benötigten Unterlagen erhalten. Hier gibt es Unterschiede in der Qualität zwischen den verschiedenen Kanzleien.
Steuerberater für Fachbereich finden
Für Unternehmenskunden ist es von Bedeutung, dass sich der Steuerberater in ihrer Branche auskennt. Immer mehr Kanzleien spezialisieren sich auf bestimmte Berufsgruppen wie Ärzte, Apotheker, Handwerker oder kreative Freiberufler wie Grafiker, Designer und Journalisten. Es gibt auch Spezialisten für bestimmte Rechtsformen wie Genossenschaften, GmbHs oder Personengesellschaften sowie Experten für Steuerarten wie die Erbschaft- und Schenkungsteuer. Landwirtschaftliche Buchstellen sind beispielsweise Experten im Agrarbereich.
Seit einigen Jahren gibt es zudem Steuerberater, die eine Zusatzqualifikation als „Fachberater“ erworben haben. Sie haben durch eine Weiterbildung Fachkenntnisse erworben in Themenbereichen wie:
- Unternehmensnachfolge
- Gesundheitswesen
- Vermögens- und Finanzplanung
- Testamentsvollstreckung
- Nachlassverwaltung
Um den passenden Steuerberater für die eigenen Ansprüche zu finden, gibt es verschiedene Steuerberater-Suchdienste. Dazu gehören beispielsweise die Website der Bundessteuerberaterkammer oder der Service des Deutschen Steuerberaterverbands. Hier können Sie nach Postleitzahl und Themen filtern und so passende Steuerberaterbüros finden. Weitere Suchkriterien sind Branche, Fremdsprachenkenntnisse oder Einkommensteuerberatung.
In der Datenbank des Steuerberaterverbands sind über 15.000 Berater gelistet. Ein weiterer Suchdienst wird von dem IT-Dienstleister Datev angeboten, einer Genossenschaft von rund 40.000 Steuerberatern, Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern.
Alternative zum Steuerberater: der Lohnsteuerhilfeverein
Für viele Arbeitnehmer, Rentner und Pensionäre ist die Erstellung ihrer Steuererklärung eine lästige Pflicht. Wer dabei Hilfe benötigt, kann sich an einen Lohnsteuerhilfeverein wenden.
- Arbeitnehmer
- Auszubildende
- Studenten
- Beamte
- Pensionäre und Rentner
- Unterhaltsempfänger gemäß § 4 Nr. 11 des Steuerberatungsgesetzes
Die Mitglieder des Vereins zahlen in der Regel eine geringe Aufnahmegebühr sowie einen Jahresbeitrag, der sich nach ihrem Bruttoeinkommen richtet. Der durchschnittliche Mitgliedsbeitrag beträgt laut Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine etwa 150 Euro.
Wenn die Steuerpflichtigen die Kosten für die Beratung und Erstellung der Steuererklärung geltend machen möchten, können sie dies tun. Bis zu einem Betrag von 100 Euro sind die Steuerberatungskosten komplett absetzbar. Ab einem Betrag von 202 Euro gilt eine Vereinfachungsregelung der Finanzämter, wonach die Hälfte der Kosten als Werbungskosten abgesetzt werden können.
Der Lohnsteuerhilfeverein kann den gesamten Schriftverkehr mit dem Finanzamt für das Mitglied abwickeln. Auch Einspruchs- und Klageverfahren können für das Mitglied übernommen werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Selbstständige und Gewerbetreibende oder Arbeitnehmer mit Einnahmen aus einer selbstständigen Tätigkeit nicht vom Verein beraten werden dürfen. In diesen Fällen sollten die Steuerpflichtigen sich an einen Steuerberater wenden.
Wenn ein Arbeitnehmer einzeln veranlagt wird und insgesamt weitere Einkünfte von mehr als 18.000 Euro im Jahr hat, zum Beispiel aus Mieteinnahmen oder Kapitalerträgen, darf der Lohnsteuerhilfeverein ebenfalls nicht beraten. In diesem Fall ist es ratsam, sich an einen Steuerberater zu wenden.