Wer frugal lebt und vielleicht nicht bis zum gesetzlichen Renteneintritt arbeiten möchte, braucht ein finanzielles Polster. Vermögensaufbau ist eine der Säulen des Frugalismus, die andere ist Sparen: Doch wie und wo kann man sparen, ohne das eigene Leben zu stark einzuschränken? In unserem Beitrag haben wir hilfreiche Tipps gesammelt – bestimmt ist auch für Sie etwas dabei!
Was bedeutet ”Frugalismus”?
Beim Frugalismus geht es darum, Vermögen aufzubauen, um damit seine persönlichen Ziele zu verwirklichen. Für den einen geht es darum, Geld für Urlaube anzusparen, bei anderen um das ”klassische Ziel”, früher in Rente zu gehen. Da in dem Fall natürlich nicht mit den regulären Rentenzahlungen gerechnet werden kann, muss vorgesorgt werden, damit trotzdem Einkommen generiert wird. Oft investieren Frugalisten in Aktien oder Immobilien und sorgen so dafür, dass sie einen gewissen monatlichen Betrag entnehmen können (oder durch Dividenden, Mietzahlungen, etc., erhalten), um davon zu leben.
Doch Frugalismus bedeutet noch mehr: Der Name kommt vom Englischen Wort ”frugal”, was so viel wie ”Bescheidenheit, Einfachheit” bedeutet. Es geht also auch darum, an anderer Stelle einzusparen, was dann in den Vermögensaufbau gesteckt wird.
Sparen ohne Verzicht: Geht das überhaupt?
Einsparungen werden oft mit Verzicht und einem Verlust an Lebensqualität gleichgesetzt. Das ist auch einer der großen Kritikpunkte am Frugalismus: Frugalisten würden sich sozial isolieren, wären nicht mehr gesellschaftstauglich und könnten ohnehin keine Aktivitäten mehr ausüben, die Spaß machen.
Frugalisten hingegen sind der Meinung, dass sie nur auf das verzichten, was ihnen nicht fehlt und dass sie Freude im Verbleibenden finden.
Unnötige Ausgaben identifizieren
Was für jeden persönlich zu den Dingen gehört, auf die man getrost verzichten kann, ist sehr individuell. Wichtig ist es aber, sich einen Überblick über seine Finanzen zu verschaffen und zu prüfen, wo es Einsparungsmöglichkeiten gibt.
Nicht alle im Folgenden genannten Punkte mögen für Sie Einsparpotenzial bieten – aber sie können eine Anregung sein.
Sparen lohnt sich immer!
Egal, ob sie mit 40 in Rente gehen möchten oder ob Sie diese Altersgrenze schon überschritten haben: Geld an der richtigen Stelle einzusparen, kann immer helfen. Kündigen Sie beispielsweise ein Abo, das Sie ohnehin nicht nutzen, wird Budget für neue Ausgaben frei. Ob Sie das Geld dann sparen oder anlegen oder sich ein Stück Kuchen kaufen, entscheiden Sie selbst!
Strom & Gas
Vielleicht ist der aktuell genutzte Strom- oder Gasanbieter nicht der, der auch am günstigsten ist. Mit einem Anbieterwechsel können Sie oft viel Geld sparen. Wenn Sie zum Preisvergleich ein Vergleichsportal nutzen, hilft dieses oft auch direkt bei der Kündigung des alten Vertrags. Achten Sie immer darauf, einen seriösen Anbieter zu wählen und prüfen Sie die Konditionen genau, oft gilt der günstige Preis nur für eine begrenzte Zeit oder die Kündigungsfristen sind eng gesteckt.
- Alte Elektrogeräte austauschen: Gerade alte Kühlschränke oder Gefriertruhen werden mit den Jahren oft undicht und verbrauchen mehr Strom, um die kühle Temperatur zu halten. Hier hilft der Austausch oder – Frugalisten oft lieber – die Reparatur beispielsweise der Türdichtung.
- Beleuchtung überprüfen: Alte Glühbirnen verbrauchen oft mehr Strom als LEDs oder Energiesparlampen, außerdem halten sie nicht so lange, produzieren also mehr Müll. Außerdem gilt: Wer den Raum als Letzter verlässt, macht das Licht aus.
- Steckdosen mit Kippschalter: Wir haben mittlerweile oft viele Geräte, die Strom verbrauchen. Und das tun sie im Standby-Modus auch dann, wenn sie nicht eingeschaltet sind. Mit einer Steckdose mit Kippschalter können mehrere Geräte gleichzeitig ausgeschaltet werden und verbrauchen keinen Strom mehr.
- Ladegerät abziehen: Egal ob das Ladegerät vom Handy, Rasierer oder der elektrischen Zahnbürste: Auch ohne Abnehmer verbrauchen sie Strom, also immer den Stecker ziehen, wenn alles geladen ist.
- Waschgewohnheiten ändern: Heutzutage müssen viele Kleidungsstücke nicht mehr auf 60° C gewaschen werden. Viele Waschmittel entfalten auch bei niedrigeren Temperaturen ihr volles Potenzial.
- Deckel auf den Topf: Wer beim Kochen einen passenden Deckel auf den Topf setzt, spart jedes Mal ein wenig Strom. Das läppert sich auf Dauer.
Sie sehen also, dass dieser erste Tipp bereits viel Einsparpotenzial bietet. Eltern, deren erwachsene Kinder ausgezogen sind, merken oft nach dem ersten Jahr besonders deutlich, wie viel Strom eine Person im Jahr normalerweise verbraucht.
Versicherungen
Wer seine aktuellen Versicherungsverträge überprüft, kann hier oft sparen, beispielsweise indem unnötige Versicherungen gekündigt werden oder durch einen Anbieterwechsel bessere Konditionen erreicht werden.
Vielleicht haben Sie eine Brillenversicherung, die vergleichsweise teuer ist oder haben eine Reisegepäckversicherung? Nicht alle Versicherungen sind immer sinnvoll, wägen Sie darum ab, welcher finanzielle Schaden droht und ob Sie das Risiko eingehen können und wollen.
Oft vergessen wir Versicherungen auch, viele buchen schließlich nur einmal im Jahr ab. Aber wer braucht schon eine Handyversicherung für ein Gerät, das es vielleicht nicht mehr gibt?
Darum gilt bei Versicherungen:
- Überprüfen Sie, welche Versicherungsverträge bestehen und wägen Sie ab, ob alle nötig sind. Kündigen Sie die, die Sie nicht mehr benötigen.
- Vergleichen Sie Konditionen: Vielleicht lohnt sich der Wechsel zu einem anderen Tarif oder einem anderen Anbieter.
- Aktualisieren Sie die Zahlungsmethode, denn einige Versicherungen werden günstiger, wenn sie jährlich abgebucht werden, beispielsweise die Kfz-Versicherung. Legen Sie lieber jeden Monat einen gewissen Betrag zur Seite und sparen Sie die Ratenzuschläge.
In einigen Fällen kann es sich lohnen, mit einem verlässlichen Versicherungsmakler zusammenzuarbeiten. Mehr darüber, wie Versicherungsmakler bezahlt werden und welche Alternativen es gibt, lesen Sie hier: Wer bezahlt den Versicherungsmakler?
Handyvertrag
Haben Sie noch einen alten Handyvertrag, der regelmäßig verlängert wird? Sprechen Sie dann auf jeden Fall mit Ihrem Anbieter und lassen Sie die Konditionen überprüfen. Mittlerweile sind die gleichen Leistungen oft für weniger Geld erhältlich, denn eine Internet-Flat war vor einigen Jahren noch deutlich teurer als jetzt. Oft können mit einer Aktualisierung des Vertrags 50 % der Kosten eingespart werden.
Vertragsprüfung besser vor Ort!
Die beste Beratung von Ihrem Mobilfunkanbieter erhalten Sie oft in einer Filiale vor Ort. Die Mitarbeiter dort werden meist nach anderen Maßstäben bezahlt als diejenigen, die im Telefonservice arbeiten, und kennen Konditionen und Verträge oft auch besser. Ihnen ist es egal, ob Sie einen teuren oder günstigen Vertrag abschließen – wichtiger ist ein Abschluss, denn dafür gibt es Provision. Außerdem vermeiden Sie die Zeit in der Warteschleife am Telefon.
Auch dann, wenn Sie einen Vertrag ohne neues Smartphone nutzen, ist dieser oft günstiger. Mit einem Handy zahlen Sie manchmal bis zu 200 Euro mehr pro Jahr – das Geld können Sie besser in ein neues Smartphone Ihrer Wahl investieren, wenn Sie eines benötigen.
Zigaretten & Alkohol
Dass Rauchen nicht nur ungesund, sondern auch teuer ist, wissen alle Raucher. Damit aufzuhören ist aber gar nicht so einfach. Trotzdem kann es sich finanziell lohnen, egal ob Sie das eingesparte Geld in einer Spardose sparen oder direkt anlegen.
Auch regelmäßiger Alkoholkonsum schlägt finanziell zu Buche: Ein Feierabendbier oder ein Cocktail machen den Braten zwar nicht fett, aber monatlich können hier trotzdem immense Ausgaben zusammenkommen.
Unser Tipp:
Überprüfen Sie, ob Sie hier den Konsum einschränken können und wollen und setzen Sie sich Anreize, um Ihr Ziel zu erreichen.
Auto
Wir Deutschen lieben unser Auto, aber nicht immer ist das Auto die beste oder günstigste Wahl der Fortbewegung. Schon dann, wenn kurze Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, bleibt mehr Geld zum Sparen übrig. Benzin kostet schließlich auch.
Wenn das Auto allerdings mehr steht als fährt, sollten Sie sich überlegen, ob es wirklich nötig ist, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen. Möglicherweise ist Carsharing eine Alternative oder ein Mietwagen beliebiger Größe, wenn Sie doch einmal ein Auto brauchen.
Ohne Auto können Sie hier sparen:
- Kfz-Steuer
- Benzinkosten
- Autoversicherung
- Werkstattkosten, z. B. für Reparatur oder Wartung
- Weitere Versicherungen, z. B. ADAC
- Kosten für Stellplatzmiete
- Kosten für Reifenwechsel
- Parkgebühren
In vielen Fällen sind es mehrere Hundert Euro monatlich, die durch die Abschaffung eines Autos eingespart werden können. Ob es sich für Sie rentiert, lohnt sich abzuwägen.
Lebensmittel & Restaurantbesuche
Discounter statt Supermarkt oder selbst kochen statt bestellen & Essen gehen sind wohl die klassischen Spartipps im Bereich Kulinarik. Auch der Verzicht auf den morgendlichen Coffee-to-go ist auf den Monat gerechnet eine nicht unerhebliche Summe.
Auch wer weniger Fleisch und stark verarbeitete Fleischersatzprodukte konsumiert, kommt oft billiger weg, denn Obst und Gemüse sowie Getreide sind deutlich günstiger.
Was in jedem Fall hilft: ein Einkaufszettel. Schauen Sie vor dem Einkauf, was Sie benötigen, vielleicht machen Sie sich auch einen Wochenplan und wissen so schon vorab, was Sie kochen möchten. So können Sie gezielt einkaufen und vermeiden Frust- und Impulskäufe.
Auch der Griff ins unterste oder oberste Regal im Supermarkt kann beim Sparen helfen, denn die teuren Markenprodukte sind meist auf Augenhöhe. Achten Sie außerdem auf Angebote, vermeiden Sie aber unnötige Hamsterkäufe von Produkten, die Sie nicht aufbrauchen können, bevor sie ungenießbar werden.
Sport & Fitness
Sind Sie noch immer Mitglied im Fitnessstudio, das Sie seit Jahren nicht besucht haben? Der oft kleine Betrag stört im Monat gar nicht, aber aufs Jahr gerechnet verlieren Sie so bares Geld. Möglicherweise lohnt sich auch der Studiowechsel oder stattdessen die Mitgliedschaft in einem Sportverein?
Doch auch ohne Fitnessstudio und Sportverein können Sie kostengünstig Sport treiben: Zum Joggen benötigen Sie vor allem eine passende Strecke und das richtige Schuhwerk. In einigen Städten gibt es Fitness-Parcours oder kostenfreie Geräteparks, die Sie nutzen können. Und auch Zuhause ist ein effektives Workout mit wenigen Mitteln möglich.
Urlaub & Reisen
Für viele kommt es nicht in Frage, gar nicht mehr zu verreisen. Aber vielleicht ist ein anderes Reiseland in diesem Jahr günstiger oder die Anreise mit der Bahn ist billiger als mit dem Flugzeug und zeitlich trotzdem vertretbar? Vielleicht können Sie statt im Hotel in einer Ferienwohnung übernachten und so Geld sparen?
Achten Sie bei der Buchung auch auf die Preise, denn bei Buchungsplattformen zahlen Sie oft mehr als direkt beim Anbieter der Unterkunft. Ein Preisvergleich kann sich also lohnen.
Abos & andere Verträge
Laufen noch andere Verträge? Abonnieren Sie Zeitschriften oder bezahlen Sie Streamingdienste? Eventuell haben Sie aber schon lange keinen Film mehr angeschaut? Vielleicht haben Sie auch ein Streaming-Abo, das Sie nicht voll ausschöpfen können, weil Ihr Fernseher die angebotene Qualität gar nicht anzeigen kann oder Ihre Internetleitung zu schwach ist?
Überprüfen Sie Ihr Konto regelmäßig und schauen Sie, welche Abbuchungen es gibt. Vielleicht lohnt es sich auch hier, den ein oder anderen Vertrag anzupassen oder zu kündigen.
Konsumgüter
Sparen kann man auch bei allen anderen Anschaffungen. Ein interessanter Tipp vieler Frugalisten ist es, über die anstehende Anschaffung nachzudenken und den Kauf aufzuschieben – sei es um eine Woche oder einen Monat: Ist der Wunsch dann immer noch stark, lohne sich der Kauf. Außerdem sollten Sie (wirklich) gute und günstige Angebote wahrnehmen, wenn eine Anschaffung nötig ist.
Achten Sie auch darauf, keine teuren Ratenkaufverträge abzuschließen. Je nach Händler können hier schnell 12 % Zinsen anfallen. Besser man spart den Betrag und zahl die Summe auf einen Schlag.
Auch bei kleinen Anschaffungen ist Sparen möglich: Stückseife ist oft günstiger als Flüssigseife und bei Flüssigseife lohnt sich eine Nachfüllpackung mehr als ein neuer Seifenspender mit Seife.
Dieser Beitrag in Kürze
Für Frugalisten ist Sparen genauso wichtig wie der Aufbau von Vermögen. Es gibt zahlreiche Positionen, die man für sich prüfen und überdenken kann, oft gibt es immenses Einsparpotenzial. Auch ohne einen Frugalisten-Lifestyle freut sich jeder über etwas mehr Geld auf dem Konto und vielleicht entdecken auch Sie den ein oder anderen Punkt, an den Sie noch nicht gedacht haben.