Trinkgeld ist in der Gastronomie üblich; vor Einführung des Mindestlohns sorgte es bei Servicekräften oft dafür, dass sich das geringe Grundgehalt verdoppelte. Durch die Einführung des Mindestlohns in Deutschland 2015 muss das Grundgehalt zwar eine bestimmte Höhe haben, Trinkgeld trägt aber noch immer dazu bei, das Gehalt aufzubessern. Doch wie viel Trinkgeld ist angemessen? Das klären wir in diesem Beitrag für Sie.
Inhaltsverzeichnis des Artikels
Muss man Trinkgeld geben?
Trinkgeld ist im deutschen Recht als freiwillige Zahlung zusätzlich zur regulären Rechnungssumme erklärt:
“Trinkgeld ist ein Geldbetrag, den ein Dritter ohne rechtliche Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber geschuldeten Leistung zahlt.”
§ 107 GeWO
Das bedeutet, dass niemand verpflichtet ist, als Gast oder Kunde Trinkgeld zu geben. Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, das Gehalt zu bezahlen, vom Kunden kann das bei Angestellten nicht erwartet werden.
Eine Zahlungspflicht gibt es allerdings beim inkludierten Service- oder Bedienentgelt, einer Art Pauschale, auf die jedoch vorab aufmerksam gemacht werden muss (beispielsweise in der Speisekarte).
Trinkgeld in der Gastronomie
Auch wenn Trinkgeld keine Pflicht ist, ist es in Deutschland zumindest üblich und zur Norm geworden. Die Höhe variiert dabei, abhängig von der Zufriedenheit des Gastes. Manche Gäste geben immer Trinkgeld, andere machen es vom erhaltenen Service abhängig.
Es gibt Menschen, die es unhöflich finden, kein Trinkgeld zu geben – andere sagen, Trinkgeld müsse man sich verdienen. Für die Servicekräfte gehört das Trinkgeld unumstritten zu einer Säule der monatlichen Einnahmen.
Wie viel Trinkgeld gibt man dem Service?
In Deutschland liegt das übliche Trinkgeld für Kellner in Restaurants oder Bars zwischen 5 und 10 % der eigentlichen Rechnungssumme. Üblich sind eher 10 %, bei höheren Beträgen (im dreistelligen Bereich) können es auch 5 % sein.
Nach einem Essen im Restaurant einfach nur auf den nächsten Euro aufzurunden finden viele Gäste angemessen, im Service selbst wird das oft als ”zu wenig” Trinkgeld empfunden. Hat man hingegen nur einen Kaffee bestellt, ist das Aufrunden durchaus legitim.
Rechenbeispiele Trinkgeld
Beispiel 1: Jutta hat einen Cappuccino für 3,50 Euro bestellt und mit ihrer Freundin eine angenehme Zeit im Café verbracht. Sie rundet die Rechnung am Ende auf 4,00 Euro auf, gibt also 50 Cent Trinkgeld.
10 % Trinkgeld wären 35 Cent gewesen, sie gibt hier also mehr Trinkgeld als üblich, hat es dafür aber mit dem Wechselgeld leichter.
Beispiel 2: Jutta geht nach der Arbeit mit ihrer Freundin beim Italiener essen. Es gibt Vorspeise, Hauptspeise und guten Wein. Die Rechnungssumme beträgt 33,50 Euro.
10 % Trinkgeld wären 3,35 Euro, also eine Gesamtsumme von 36,85 Euro. Auch hier will Jutta keine ”krumme Summe” nennen und gibt 36 Euro, also weniger als 10 %.
Beispiel 3: Jutta feiert ihren 50. Geburtstag in einem Restaurant und lädt ihre enge Familie ein. Die Rechnung beläuft sich am Ende auf 426 Euro. Mehr als 42 Euro Trinkgeld zu geben, findet Jutta übertrieben. Sie sind zwar freundlich bedient worden, aber Jutta hält eine Gesamtsumme von 450 Euro für angemessen. So gibt sie etwas mehr als 5 % Trinkgeld.
Trinkgeld auch für andere Mitarbeiter?

Manchmal wird Trinkgeld geteilt
In Deutschland gibt man das Trinkgeld üblicherweise zusammen mit dem Rechnungsbetrag oder lässt es auf dem Tisch liegen. So landet es direkt beim Service. In einigen Fällen wird von Gästen explizit darauf hingewiesen, dass das Trinkgeld – oder ein Teil davon – für die Küche, die Bar oder andere Mitarbeiter gedacht ist.
In einigen Betrieben ist es aber ohnehin üblich, dass erhaltenes Trinkgeld komplett oder zu einem gewissen Prozentsatz in eine gemeinsame Kasse fließt und anschließend geteilt wird. Manchmal werden alle Servicekräfte an diesem gemeinsamen ”Topf” beteiligt, in anderen Fällen aber auch Küchenmitarbeiter oder diejenigen, die an der Bar / Theke arbeiten.
Wichtig ist, dass niemand dazu gezwungen werden darf, sein Trinkgeld abzugeben. Meist handelt es sich um eine Vereinbarung aller Mitarbeiter.
Trinkgeld geben: Diese Möglichkeiten gibt es
Um Trinkgeld zu geben, gibt es unterschiedliche Wege. Bar ist es den meisten Servicekräften am liebsten, aber es gibt auch andere Varianten.
Bar oder unbar: Unterschiede beim Trinkgeld
Wird das Trinkgeld bar gegeben, erhält es die Servicekraft sofort. Vielen ist es daher lieber, weil es nicht erst später, beispielsweise mit dem Lohn, ausbezahlt wird.
- … das Trinkgeld gemeinsam mit dem Rechnungsbetrag geben und die gewünschte Summe nennen.
- … sich das Wechselgeld geben lassen und das Trinkgeld separat geben.
- … das Trinkgeld der „richtigen“ Servicekraft persönlich geben, falls ein anderer Mitarbeiter kassiert.
Aber auch bei Zahlung mit Karte kann das Trinkgeld oft inkludiert werden. Technisch ist es durchaus möglich, das Trinkgeldbetrag direkt mit abzubuchen – viele Servicekräfte und Restaurants mögen das allerdings nicht. Auf Kartenzahlungen fallen nämlich (oft prozentuale) Gebühren an, die der Betreiber tragen muss. Das Trinkgeld muss er trotzdem in voller Höhe auszahlen, was die Einnahmen am Ende schmälert. Wer kein Bargeld dabei hat, kann aber trotzdem darum bitten, das Trinkgeld direkt per Karte begleichen zu können.
Wann gibt man das Trinkgeld?
In seinem Stammrestaurant darf man auch ruhig beim Betreten des Ladens Trinkgeld geben – üblich ist es aber bei oder nach der Bezahlung der Rechnungssumme. Schließlich ist Trinkgeld als Anerkennung für die Serviceleistung gedacht, die viele Gäste erst im Nachhinein beurteilen können – außerdem wird die Rechnungssumme meist als Grundlage für die Höhe des Trinkgeldes genutzt. Darum gibt man das Trinkgeld überlicherweise, wenn die Rechnung beglichen wird.
In Deutschland bezahlen wir die Rechnungssumme oft am Tisch, aber gerade wenn eine Person andere einlädt, geht sie direkt zur Servicekraft, um die Rechnung dort zu begleichen. Hier kann das Trinkgeld dann auch diskret mitüberreicht werden.
Es ist auch möglich, das Trinkgeld beim Verlassen des Restaurants auf dem Tisch oder in der Rechnungsmappe liegen zu lassen. In anderen Ländern ist das in Bars üblich, in Deutschland aber noch immer eher unüblich – auch aus der Angst heraus, von der Servicekraft als ”geizig” abgestempelt zu werden, wenn das Trinkgeld nicht direkt gegeben wird.
Trinkgeld für Kellner im Urlaub
In anderen Ländern gelten in der Gastronomie andere Trinkgeldgrenzen & -beträge. Unsere 10 % lassen sich nicht auf alle Länder übertragen, denn im asiatischen Raum wird Trinkgeld teils noch immer als unhöflich empfunden, während in den USA hingegen ein höherer Betrag üblich ist.
Hier eine kurze Übersicht über das Trinkgeld in anderen Ländern:
Land | Angemessenes Trinkgeld (Gastronomie) |
---|---|
Deutschland | 10 % |
Österreich | 5- 10 % |
Schweiz | 10 - 15 % |
Niederlande | 10 - 15 % |
Belgien | 10 %, prüfen, ob die Servicegebühr bereits im Preis enthalten ist |
Frankreich | 10 %, prüfen, ob als |
Portugal | 5 - 10 % |
USA | 15 - 20 % |
Kanada | 15 - 20 % |
Japan | unüblich, kann als Beleidigung empfunden werden |
China | unüblich, kann als Beleidigung empfunden werden |
Thailand | früher unüblich, heute sind 5 - 10 % angemessen |
Malaysia | unüblich |
Vietnam | unüblich |
Singapur | unüblich |
Italien | unüblich, meist ist Servicepauschale ”coperto” bereits im Preis enthalten |
Spanien | 5 - 10 % |
Polen | 10 % |
Russland | unüblich, in gehobenen Restaurants kann eine Servicegebühr im Preis enthalten sein |
Kroatien | 10 % |
Dänemark, Norwegen, Finnland | unüblich |
Schweden | 10 % |
Griechenland | 10 % in Restaurants, in Tavernas eher 1 EUR |
Großbritannien & Irland | 10 - 15 %, aber unbedingt prüfen, ob ”service charge” schon im Preis enthalten ist |
Island | 10 - 15 % |
Türkei | 10 % |
Ägypten | 10 %, am besten in US-Dollar-Scheinen |
Marokko | 10 % |
Tunesien | 10 % |
Dubai | 10 %, auf ausgewiesene Servicegebühr auf der Rechnung achten |
Mittelamerika | 10 % |
Australien | eher unüblich, 10 % sind in Ordnung |
Neuseeland | 10 % |
Dieser Beitrag in Kürze
Trinkgeld ist in der Gastronomie in Deutschland üblich und wird mit 5 – 10 % veranschlagt. Wann und wie es gegeben wird, hängt allerdings von unterschiedlichen Faktoren ab, noch immer ist Bargeld den meisten Gästen und Servicekräften aber am liebsten.