Wer frugal lebt, seine Ausgaben also stärker überprüft als bislang und gleichzeitig versucht, ein regelmäßiges passives Einkommen zu generieren, bleibt früher oder später auch bei den Versicherungen hängen. Welche Versicherungsverträge bestehen aktuell und sind diese wirklich nötig? Gibt es vielleicht Versicherungen, die Frugalisten unbedingt haben sollten? Wir haben diesen Aspekt genauer beleuchtet.
Deutsche sind überversichert

Viele Versicherungen sind überflüssig
2014 kam die ”Stiftung Warentest” zum Schluss, dass Deutsche im Schnitt über sechs Versicherungen verfügen und somit überversichert seien.
Frugalisten überprüfen bei Versicherungen vor allem diesen Aspekt: Wie schlimm ist es, wenn der Schadensfall eintritt? Ruiniert mich das finanziell oder kann ich mit dem Risiko leben?
Ein Unfall mit Personenschaden, bei dem möglicherweise Schadensersatzzahlungen in Millionenhöhe fällig werden, ist kritischer zu betrachten als der Verlust von Reisegepäck beim Flug – eine Fahrzeughaftpflicht ist darum sinnvoller als eine Gepäckversicherung.
Welche Versicherungen sinnvoll und notwendig sind, kann individuell unterschiedlich gewichtet werden. Möglicherweise sind für Sie unsere ”überflüssigen Versicherungen” ja doch notwendig? Es lohnt sich aber, Verträge und Tarife regelmäßig zu überprüfen – vielleicht sind hier noch Optimierungen möglich.
Notwendige Versicherungen
Einige Versicherungen sind nicht nur anzuraten, sondern auch nötig (oder sogar verpflichtend), auch für Frugalisten.
Krankenversicherung

Krankenversicherung ist Pflicht!
Eine Krankenversicherung ist in Deutschland nötig. Viele Deutsche sind gesetzlich versichert, wer ein entsprechendes Einkommen hat oder Freiberufler, Unternehmer oder eben Privatier ist, kann sich auch privat versichern. Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung richtet sich nach dem Einkommen (auch wenn es Obergrenzen gibt), bei der privaten Krankenversicherung zählen andere Faktoren wie das Alter und der persönliche Gesundheitszustand.
Ob Frugalisten sich privat oder (freiwillig) gesetzlich versichern, sollte gut überlegt sein. Private Krankenversicherungen sind in jungen Jahren oft günstig und lassen eine höhere Sparquote zu, im Alter können sie aber teuer werden. Gerade dann wollen viele Frugalisten aber nicht mehr arbeiten, hier muss also eine gut durchdachte Lösung her.
Wägen Sie gut ab, welche Versicherung auf Dauer für Sie sinnvoll ist, auch mögliche (zukünftige) Kinder können die Entscheidung beeinflussen.
Privathaftpflichtversicherung
Auch hier sollte es keine Diskussionen geben: Von Ihren verursachte Schäden, gleich welcher Art, können Sie finanziell ruinieren. Private Haftpflichtversicherungen versichern Personen-, Sach- und Vermögensschäden. Das muss nicht die Fensterscheibe beim Nachbarn sein, aber ein Verkehrsunfall als Radfahrer oder ein Bergsportunfall kann schon einmal teuer werden, besonders dann, wenn eventuell Schmerzensgeld gezahlt werden muss.
Wichtig ist, dass die abgedeckte Summe mindestens 5 Millionen Euro beträgt. Sie sollten auch darauf achten, dass von Ihren Kindern verursachte Schäden ebenfalls abgedeckt sind.
Berufsunfähigkeitsversicherung

Berufsunfähigkeit kann finanziell ruinieren
Von Frugalisten wird die Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz ”BU”) häufig als eine der Versicherungen genannt, die nicht fehlen dürfen. Kann der eigene Beruf nicht mehr ausgeübt werden, sinkt schließlich das Einkommen, was häufig zu Existenzängsten führt.
Beachten sollten Sie beim Abschluss allerdings die Konditionen der Versicherung. Manchmal gibt es strenge Auflagen, damit gezahlt wird, eventuell sind auch Umschulungen nötig, damit ein anderer Beruf ausgeübt werden kann. Überlegen Sie hier also kritisch, ob und welche BU sich lohnen könnte. Eventuell lohnt sich auch eher eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Sinnvolle Versicherungen
Weitere Versicherungen können sinnvoll sein, wenn sie dem eigenen Lebensstandard entsprechen. Wer kein Haus hat, benötigt natürlich keine Wohngebäudeversicherung, und so weiter.
Kfz-Haftpflicht
Wer ein Auto hat, sollte auf jeden Fall eine Kfz-Haftpflichtversicherung abschließen. Im Schadensfall können die möglichen Zahlungen sonst in die Tausende oder gar Million gehen – das überlässt man besser einer Versicherung.
Hausratversicherung
Ob sich diese Versicherung lohnt, hängt sicher vom eigenen Hausrat ab. Wer nicht nur frugal, sondern auch minimalistisch unterwegs ist, braucht vermutlich keine Hausratversicherung. In anderen Fällen kann sie sich aber durchaus rentieren. Hier gilt also, abzuwägen.
Berufshaftpflichtversicherung
Je nach ausgeübtem Beruf ist eine solche Versicherung sehr zu empfehlen. Viele Freiberufler, gerade auch im Gesundheitsbereich, sind entsprechend versichert, um mögliche hohe Schäden nicht selbst tragen zu müssen.
Wohngebäudeversicherung
Wer Eigentum besitzt, muss bei der Bank oft auch diese Versicherung vorweisen, um überhaupt eine Finanzierung zu erhalten. Doch selbst wenn nicht: für Frugalisten, die nicht mieten möchten, ist das Eigenheim eine Absicherung fürs Alter. An dieser Versicherung sollte also nicht gespart werden.
Überprüfen und vergleichen Sie aber immer, was in welcher Höhe versichert ist! Hier kann es starke Unterschiede geben. Je nach Lage kann es auch sinnvoll sein, Hochwasserschäden und Weiteres mitzuversichern.
Weitere sinnvolle Versicherungen
Eventuell lohnen sich für Sie auch:
- Zahnzusatzversicherung
- Auslands-Krankenversicherung (sofern nicht im Krankenversicherungstarif enthalten)
- Rechtsschutzversicherung
- Risiko-Lebensversicherung
Je nach persönlicher Situation können weitere Versicherungen sinnvoll oder notwendig sein. Überprüfen Sie aber immer genau, welche Konditionen es gibt und ob die Versicherung sich für Sie lohnen könnte. Manchmal ist tatsächlich das gute Gefühl, versichert zu sein, wichtiger als das Streichen aller Ausgaben.
Überflüssige Versicherungen
Bestimmte Versicherungen sind allerdings nicht wirklich notwendig. Der möglicherweise entstehende finanzielle Schaden hält sich meist im Rahmen und der Papierkram ist ärgerlicher als ein simpler Neukauf.
- Handyversicherung: Das Handy oder Smartphone zu versichern, scheint beliebt, oft deckt diese aber nur wenige Schäden ab und ist teuer.
- Reisegepäckversicherung: Wer nicht gerade Gold und Juwelen transportiert, dem bringt diese Versicherung meist nichts. Versicherungen zahlen oft nur dann, wenn man sein Gepäck nicht aus der Hand gegeben hat – wird der Koffer also aus dem Gepäckfach im Zug gestohlen, bekommt man keine Erstattung. Lohnt sich also meist nicht.
- Brillenversicherung: Oft sind die Kosten hier recht hoch, besser ist es, das Geld für eine neue Brille beiseite zu legen, um im Verlustfall ohne Probleme ein neues Modell (ohne die Beschränkung auf eine bestimmte Kollektion) auswählen zu können. Übrigens zahlt manchmal auch eine Hausratversicherung oder die Privathaftpflicht – je nachdem, wie der Schaden entstanden ist.
- Krankenhaustagegeldversicherung: Besser in eine Krankentagegeldversicherung investieren, wenn so etwas gewünscht ist.
- Zusatzversicherungen für Elektrogeräte: Viele Händler für Elektrogeräte Zusatzversicherungen an, beispielsweise um die Garantie zu verlängern. Die Kosten dafür sind aber oft so hoch, dass sich die Versicherung nicht lohnt.
Dieser Beitrag im Überblick
Welche Versicherungen sich lohnen und welche Policen überflüssig sind, ist natürlich individuell zu entscheiden. Einige Versicherungen werden aber von Finanzexperten als Geldfresser eingestuft und sollten darum vor dem Abschluss genau geprüft werden. Fragen Sie sich bei Versicherungen immer: Wie würde sich der Schadensfall finanziell auswirken? Könnte ich die Zahlungen stemmen oder würde es mich stark einschränken oder gar in den Ruin treiben?