Crowdfunding hat sich in den letzten Jahren als beliebtes Mittel etabliert, um Projekte zu finanzieren. Egal, ob es um Startups, neue Filme oder ein soziales Projekt geht – überall kann Crowdfunding dabei helfen, Finanzierungsziele zu erreichen. Doch wie genau funktioniert Crowdfunding?
Grundlagen des Crowdfunding
Der Begriff des Crowdfunding setzt sich aus zwei englischen Teilbegriffen zusammen: „crowd“ kann mit Menge oder Publikum übersetzt werden, während „funding“ Finanzierung bedeutet. Der Begriff sagt damit schon aus, worum es sich beim Crowdfunding handelt: Eine Menge von Leuten finanziert eine Projekt. Im Deutschen wird manchmal auch der Begriff „Schwarmfinanzierung“ verwendet.
Dabei handelt es sich um eine Finanzierungsvariante, die auf traditionelle Geldgeber verzichtet. Statt Banken oder öffentlichen Einrichtungen leisten viele einzelne juristische oder Privatpersonen einen Beitrag zur Finanzierung des Vorhabens. Dabei ist der Beitrag des Einzelnen im Vergleich zur Gesamtsumme oft sehr gering.
Die Erlöse aus dem Crowdfunding müssen dabei nicht die einzigen Finanzierungsquellen sein. Oftmals nutzen die Ersteller von Crowdfunding-Kampagnen einen Finanzierungsmix. Es gibt jedoch durchaus Fälle, in denen Projekte nicht realisiert werden, weil das Crowdfunding-Ziel nicht erreicht wurde.
Ablauf des Crowdfunding
Der grundsätzliche Ablauf des einer Crowdfunding-Aktion lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:
- Planungsphase
- Finanzierungsphase
- Projektphase
In der Planungsphase wird ein Projektplan erstellt. Dabei werden die finanziellen Erfordernisse für die Realisierung berechnet und ein Finanzierungsplan erstellt. Für das Crowdfunding erstellt der Projektverantwortliche eine Aktion auf einer der Plattformen. Dazu kommuniziert er die Kampagne über verschiedene Kanäle. Zumeist erfolgt die Aufforderung über das Internet.
In der Finanzierungsphase können Interessierte sich beteiligen und Geldbeträge für das Projekt spenden. In den meisten Fällen läuft die Finanzierungsphase einige Wochen. Abhängig von der Art des Projekts werden verschiedene Finanzierungsstufen festgelegt. In manchen Projekten existiert daher eine Mindestfinanzierung, in anderen muss der gesamte Betrag gesammelt werden. Wird die erforderliche Finanzierung nicht erreicht, erhalten die beteiligten Geldgeber ihre Zuwendung zurück. Viele Crowdfunding-Kampagnen werden über Online-Plattformen realisiert.
In der Projektphase wird schließlich das finanzierte Projekt umgesetzt.
Schon gewusst?
Crowdfunding als Idee ist deutlich älter als man denkt: Bereits der Sockel der Freiheitsstatue (ca. 100.000$) wurde durch eine Vielzahl an kleinen Spenden finanziert. Damals erfolgte der Aufruf, sich an der Finanzierung zu beteiligen, in der Zeitung.
Arten des Crowdfunding
Je nach Art des zu finanzierenden Projekts haben sich verschiedene Typen des Crowdfundings herausgebildet.
Man kann vier Typen des Crowdfundings unterscheiden:
- Spendenbasiertes Crowdfunding: Die beteiligten Geldgeber unterstützen das Projekt, ohne eine Gegenleistung zu erhalten.
- Anreizbasiertes Crowdfunding: Die beteiligten Geldgeber erhalten bei erfolgreicher Finanzierung ein Dankschön.
- Kreditbasiertes Crowdfunding: Die Finanzierung wird dem Projekt als Kredit übergeben, Geldgeber erhalten Zinsen auf ihre Zuwendungen.
- Anteilbasiertes Crowdfunding (Crowdinvesting): Die Geldgeber erhalten für Ihre Zuwendungen Anteile an der Firma, die das Projekt finanzieren lässt.
In Deutschland werden viele Crowdfunding-Projekte als anreizbasiertes Crowdfunding realisiert: Dabei erhält jemand, der sich finanziell am Projekt beteiligt, ein Dankeschön. Diese Gegenleistung ist zumeist nach der Höhe der Zuwendung gestaffelt.
Ein klassisches Beispiel für ein solches Dankeschön ist eine Aktion einer Band, die ein Album aufnehmen möchte: Sie erstellt eine Kampagne zum Crowdfunding der Produktionskosten. Wer sich am Crowdfunding beteiligt, bekommt am Ende das fertige Album entweder digital oder als Vinyl-Version.
Rechtliche Situation
Crowdfunding wird rechtlich als Geschäft zwischen verschiedenen Teilnehmern interpretiert: Die maßgeblichen Teilnehmer sind dabei der Projektverantwortliche, der das Crowdfunding initiiert, die Geldgeber sowie die Plattform, über die die Kampagne abgewickelt wird.
Die Crowdfunding-Plattformen agieren in der Regel als Treuhänder: Sie sind verantwortlich dafür, dass die geleisteten Zahlungen den Projektverantwortlichen erreichen. Darüber hinaus besteht jedoch keine Absicherung der Investitionen: Crowdfunding ist damit insofern risikobehaftet, als dass keine Garantie besteht, eine Gegenleistung zu erhalten.
Seit 2015 bestehen gesetzlichen Regelungen im Kleinanlegerschutzgesetz. Dabei werden Beträge gedeckelt, die beim Crowdfunding eingesetzt werden können: Ohne Selbstauskunft können nun maximal 1.000 Euro in ein einzelnes Projekt investiert werden.
Beispiele für Crowdfunding
Die Palette der Projekte, welche durch eine Vielzahl von Unterstützern realisiert werden, ist vielfältig. Sie reicht von sozialen Projekten über studentische Kunstprojekte bis hin zu Filmvorhaben.
- Im Jahr 2010 finanzierte die Band Public Enemy die Produktion eines neuen Albums mit insgesamt ca. 60.000€.
- Der Film „Stromberg“ wurde mit Hilfe von Crowdfunding realisiert. Unterstützer der Kampagne wurden im Abspann des Films namentlich erwähnt.
- Die Studierenden des Deutschen Literaturinstituts Leipzig finanzieren ihre Jahresanthologie „Tippgemeinschaft“ per Crowdfunding.
- Im 2014 finanzierte der Verlag Voland & Quist einen Rechtsstreit um einen Buchtitel. Nachdem der Verlag in zweiter Instanz gewonnen hatte, spendete er den Erlös der Crowdfunding-Kampagne an das Tucholsky-Museum in Rheinsberg.
Crowdfunding-Plattformen
Um möglichst schnell viele Unterstützer für ein Projekt zu bekommen, bieten Crowdfunding-Plattformen im Internet eine Infrastruktur. Dabei haben die unterschiedlichen Plattformen verschiedene Ausrichtungen. Wir stellen Ihnen einige Crowdfunding-Plattformen näher vor.
Betterplace
Betterplace ist eine Crowdfunding-Plattform für soziale Projekte. Auf der gemeinnützigen Plattform können eingetragene Vereine und Initiativen um Unterstützung werben. Die Besonderheit bei Betterplace: Projekte haben die Möglichkeit, auch Zeitspenden zu erbeten. Somit kann ein Projekt nicht nur finanziell, sondern auch tatkräftig unterstützt werden.
Spenden können auf Betterplace mit PayPal, Bankeinzug, Kreditkarte, paydirekt, oder per Überweisung getätigt werden. Unterstützer können beim Abschluss der Spende wählen, ob sie zusätzlich einen Teilbetrag für die Plattform spenden möchten.
Kickstarter
Kickstarter ist eine der ersten Crowdfunding-Plattformen. Hier können Projekte aus aller Welt eingestellt und unterstützt werden. Die Plattform hat nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung über 150.000 Projekten zur Realisierung verholfen. Kickstarter akzeptiert alle gängigen Kreditkarten.
Patreon
Patreon ist eine Art fortlaufendes Crowdfunding: Hier können Projekte finanziert werden, die wiederholte Zuwendung benötigen. Dabei erneuert sich das Projektziel entweder jeden Monat oder immer, wenn ein neues Werk erstellt wird. Vor allem Kreativschaffende nutzen die Plattform, um die Finanzierung ihrer Arbeit sicherzustellen. Patreon erhebt auf jede Zahlung eine Transaktionsgebühr von 3% des Zuwendung. Akzeptiert werden Kreditkarten und PayPal.
Startnext
Startnext ist eine deutsche Crowdfunding-Plattform, die 2010 gegründet wurde. Seither wurden laut eigenen Angaben über 57 Millionen Euro an Startups, Projekte und Kreativschaffende vermittelt. Startnext finanziert sich zum Teil aus Transaktionsgebühren und freiwilligen Spenden der Geldgeber. Die Bezahlung kann per Lastschrift, Vorkasse, Kreditkarte oder Sofortüberweisung erfolgen.
Zusammenfassung
- Crowdfunding bezeichnet die Finanzierung eines Projekts durch viele kleine Beträge.
- Die Bekanntmachung und Abwicklung der Kampagnen erfolgt über spezielle Plattformen im Internet.
- Crowdfunding wird oftmals von Kreativschaffenden eingesetzt, um ihre Arbeit unabhängig von traditionellen Geldquellen zu finanzieren. Es gibt aber auch Investment-Modelle, die wie Crowdfunding funktionieren.