Schweden gilt nicht nur als eines der schönsten Länder der Erde mit einer sehr hohen Lebensqualität, es ist auch ein sehr fortschrittliches Land im Bezug auf die Entwicklung und Verbreitung moderner Technologien. Schon bei der Einführung von Banknoten und der Aufstellung von Geldautomaten war Schweden einer der Vorreiter. In Zeiten der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft kommen Banknoten und Bargeld im Allgemeinen jedoch immer mehr aus der Mode. Digitales und mobiles Bezahlen sind auf diesem Gebiet die Technologien der Zukunft. Und auch hier zeigt sich wieder einmal die Innovationsfreudigkeit der Schweden. Die mobile Payment App “Swish” wurde bereits einige Jahre vor den bekannten Größen Google Pay und Apple Pay entwickelt und findet große Akzeptanz in dem skandinavischen Land.
Was ist Swish und warum ist es so beliebt?
Die Deutschen hängen an Ihrem Bargeld. Bei den Schweden sieht es dagegen ganz anders aus. Während in Deutschland noch immer rund jeder zweite Einkauf mit Bargeld bezahlt wird, ist es bei den Nordeuropäern nur knapp jeder fünfte. Auch die Menge des sich in Umlauf befindlichen Bargelds ist in den vergangenen Jahren um rund 20 % gesunken. Der Weg hin zu einer bargeldlosen schwedischen Gesellschaft scheint also klar definiert zu sein. Das sieht man auch daran, dass rund die Hälfte der schwedischen Bankfilialen überhaupt kein Bargeld mehr in den Beständen führt. Die Schweden verbinden Bargeld oft mit kriminellen Machenschaften, so denken viele Schweden: “Wer Bargeld nutzt, der hat etwas zu verbergen.”
Die App Swish setzt genau hier an und hat auch selbst zum Siegeszug der bargeldlosen Gesellschaft beigetragen. Im Jahr 2012 entwickelt und auf den Markt gebracht sehen rund die Hälfte aller Schweden Swish heutzutage als ihr bevorzugtes Zahlungsmittel an. Auch die Geschäfte profitieren von bargeldlosen Bezahlvorgängen, da Zähl- und Rechenfehler bei der Entgegennahme von Bargeld wegfallen und zusätzlich Zeit gespart werden kann. Hinzu kommt die Verringerung des Risikos von Überfällen. Die Zahl der Überfälle ist in Schweden seit Jahren rückläufig. Aufgrund der digitalen Zahlungsabwicklungen kommt es allerdings häufiger zu Identitätsdiebstählen.
Wie funktioniert Swish?
In Schweden herrscht dem Thema Datenschutz gegenüber eine weitaus offenere Einstellung als in Deutschland. Es ist in Schweden beispielsweise relativ einfach herauszufinden, wie viel Nachbarn, Freunde und Bekannte verdienen. So gibt es auch in anderen Bereichen eine weitreichende Transparenz, was die allgemeinen Datenschutzbedenken auch bei Systemen zum mobilen Bezahlen deutlich in Grenzen hält. Das und die Offenheit gegenüber technischen Neuerungen ermöglichen den Siegeszug von mobile-payment-Anbietern wie Swish.
Die App selbst wurde zusammen von den sechs größten schwedischen Banken entwickelt. Sie ermöglicht das Versenden von Zahlungen innerhalb weniger Sekunden. Nicht nur beim Bezahlen in Geschäften, auch beim Versenden von Geld an Freunde oder Familie entfällt damit das Eingeben der IBAN und weiteren Kontodaten. Man gibt einfach die Handynummer der Empfängers ein und schon wird die Transaktion durchgeführt. Die Übertragung des Geldbetrags läuft dabei in Echtzeit ab.
Wo ist Swish verfügbar und wo kann man damit bezahlen?
Insbesondere dank der einfachen Handhabung und der Schnelligkeit beim Geldtransfer ist Swish inzwischen eine der beliebtesten Zahlungsmethoden in Schweden.
- Cafés und Restaurants
- Supermärkten
- dem Kauf von Fahrscheinen im ÖPNV
- auf dem Flohmarkt
Selbst die Obdachlosenzeitung kann in Schweden mit Swish bezahlt werden, genauso wie Spenden an viele gemeinnützige Organisationen oder die Kirche.
Kann man Swish auch in Deutschland nutzen?
In Schweden ist das “swishen” inzwischen genauso bekannt wie hierzulande das Wort “googlen”. Lediglich ein Teil der älteren Menschen kann sich nicht gänzlich mit der neuen Technik anfreunden und auch in den ländlichen Gebieten des Landes fehlt oftmals die Technik, um Swish zum Bezahlen nutzen zu können.
In Deutschland dagegen ist Swish gänzlich unbekannt. Das liegt vor allem daran, dass die Grundlage für die Nutzung der App der Besitz eines schwedischen Bankkontos ist. Somit kann die bequeme Bezahlmöglichkeit weder bei uns, noch von Urlaubern in Schweden selbst genutzt werden. Allerdings hat das Unternehmen jüngst angekündigt, auch in andere europäische Länder expandieren zu wollen.
Mobiles Bezahlen etablieren
Zusätzlich arbeitet Swish zusammen mit anderen europäischen Zahlungsdienstleistern an einer Initiative zur Erhöhung der Akzeptanz des mobile Payments in der europäischen Bevölkerung. Neben dem schwedischen Unternehmen Swish gehören zur “European Mobile Payment Systems Association” (kurz: EMPSA) auch weitere Unternehmen.
- Twint aus der Schweiz
- Vipps aus Norwegen
- Bluecode aus Österreich
- Mobile Pay aus Dänemark und Finnland
- Sibs/MB Way aus Portugal
- Bancontact Payconiq aus Belgien
Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, einen einheitlichen europäischen Standard für das mobile Bezahlen zu schaffen. So soll auch die Länderübergreifende Nutzung der Apps möglich werden.
Fazit zu Swish
Beim Thema mobilen Bezahlen und bargeldlosem Zahlungsverkehr sind die Schweden uns Deutschen einen weiten Schritt voraus. Treiber und Nutznießer dieser Entwicklung ist die mobile-payment-App Swish. Vor allem wegen seiner Schnelligkeit und einfachen Handhabung gehört Swish in dem skandinavischen Land heute zu einer der beliebtesten Zahlungsmethoden. Es bleibt wohl nur eine Frage der Zeit, bis es auch an deutschen Kassen heißen kann: “Bezahlen Sie noch oder swishen Sie schon?”.
Ein Bezahlsystem wie swish, das nur innerhalb eines Landes funktioniert und Ausländer und Randgruppen kategorisch ausschließt ist nicht fortschrittlich, sondern protektionístisch.
Eine Ankündigung für weitere Länder kursiert seit Jahren. Es wäre jedoch widersinnig wenn die schwedischen Banken dem Markt öffnen würden, weil sie dann einen lukrativen oligopolistischen Markt aufgeben würden.
,, dann bin ich mal gespannt wann eine solche App oder Switch auf Deutschland bzw Europa ausgeweitet wird. Notwendig wäre es angesichts der Reisemöglichkeiten in Europa
Hi Andreas,
die Spannung teilen wir gerne mit Ihnen … Irgendeine flächendeckende, sinnvolle Zahlungsmöglichkeit wäre toll, statt ständig zig verschiedene Anbieter nutzen zu müssen / sollen, etc.
Freundliche Grüße
Carolin von Bezahlen.net
Sehr guter Artikel, DANKE!
Hoffen wir dann mal, dass sich das rückstandige, verstaubte, digitale Entwicklungsland Deutschland auch endlich mal der Zukunft öffnet. Leider haben Politik und Lobbyisten der Industrieunternehmen den Digitalen Wandel in der Merkel „Ära“ verschleppt und verhindert – jedes Jahr kostet unsere Jugend in der Zukunft Wohlstand und Arbeitsplätze.
Was für ein unsinniges System. Sollen z.B. Ausländer für einen Kurzaufenthalt in Schweden extra ein Konto in Schweden eröffnen? Was ist denn daran fortschrittlich, wenn ein derartiges Bezahlsystem nicht einmal länderübergreifend in der EU funktioniert. So etwas gehört abgeschafft.
Hallo Alfi,
Swish ist sicherlich ein innovatives System, das vermutlich zukünftig noch weiterentwickelt wird.
Freundliche Grüße
Carolin von Bezahlen.net
Naja, wie immer hat jede Innovation ihre Vor- und Nachteile. Ich weiß jedoch nicht, ob die verzuckerten Schweden in ihrem cosy Fortschrittsland nicht etwas zu naiv an die Sache rangehen – Stichwort digitale Transformation! Aber was rede ich, schließlich habe ich ja nix zu verbergen stimmt’s? 😉