Die Trinkgeld-Etikette variiert in den verschiedenen Ländern der Welt stark – wer verschiedene Länder bereist, kommt daher rund um das Thema Trinkgeld oft ins Grübeln. Ob und in welcher Höhe Trinkgelder bei einem Besuch in der Schweiz üblich und angemessen sind, zeigen wir im Folgenden.
Sind Trinkgeld in der Schweiz obligatorisch?
In der Schweiz ist niemand dazu verpflichtet, ein Trinkgeld zu geben. Bei einem Besuch im Café, Hotel oder Restaurant sind die Servicegebühren – wie in den meisten anderen Ländern Europas – bereits in der Endabrechnung enthalten. Das bedeutet insbesondere: Servicekräfte erhalten unabhängig von Trinkgeldern ein existenzsicherndes Einkommen.
Dennoch ist es in der Schweiz üblich, für guten Service ein kleines Trinkgeld zu geben. Es gilt als nette Geste, wird aber nicht vorausgesetzt. Trotz des recht hohen Pro-Kopf-Einkommens in der Schweiz freuen sich Servicekräfte stets über den kleinen Obolus.
Hohes Einkommen aber kein Mindestlohn
Deutsche Urlauber, die die Schweiz besuchen, wissen, dass die Einkommen auch im Servicebereich oft höher ausfallen als in der deutschen Heimat. Häufig wird daher davon ausgegangen, dass Servicekräfte Trinkgelder „nicht nötig“ hätten. Das stimmt jedoch nur teilweise. Zum einen sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sehr hoch. Zum anderen erhalten Servicekräfte in der Schweiz zwar üblicherweise ein existenzsicherndes Einkommen – einen Mindestlohn gibt es jedoch nicht. Für Menschen mit verhältnismäßig geringem Einkommen können Trinkgelder daher auch in der Schweiz wichtig sein.
Wieviel Trinkgeld ist in der Schweiz üblich
Wer in der Schweiz ein Trinkgeld geben möchte, ist in den meisten Fällen mit klassischem Aufrunden gut beraten. Insbesondere bei kleineren Rechnungsbeträgen reicht es meist aus, auf den nächsten vollen Franken aufzurunden. Kostet ein Kaffee als beispielsweise 3,50 CHF kostet, zahlt der Kunde 4 CHF. Alternativ dazu kann auch das Wechselgeld als Trinkgeld gegeben bzw. nicht angenommen werden.
Geht es hingegen um höhere Rechnungsbeträge, wie beispielsweise in einem Restaurant, sind 10 bis 15 Prozent Trinkgeld üblich und angemessen.
- Trinkgeld für den Hotelpagen: Wer in ein hochpreisiges Hotel eincheckt, erhält beim Transportieren seiner Koffer oft Hilfe durch den Hotelpagen. Hierfür erhält der Page regelmäßig ein Trinkgeld in Höhe von 1 oder 2 CHF pro Tasche oder Koffer.
- Trinkgeld für Housekeeping-Mitarbeiter: Bei längeren Hotelaufenthalten erhalten Housekeeping-Mitarbeiter meist ein Trinkgeld in Höhe von 1 oder 2 CHF pro Nacht.
- Trinkgeld für Concierge oder Rezeptionsmitarbeiter: Prinzipiell ist es nicht nötig, Rezeptionsmitarbeitern oder dem Concierge ein Trinkgeld zu geben. Erbringen die Mitarbeiter allerdings besondere Leistungen und helfen Gästen etwa mit Wegbeschreibungen oder Insider-Empfehlungen, ist ein Trinkgeld in Höhe von 2 bis 10 CHF angemessen.
So wird das Trinkgeld übergeben
Trinkgelder sind auch in der Schweiz sehr willkommen. Sie können daher unproblematisch offen übergeben werden. Auch möglich ist es, Kellner oder Kellnerin beim Herausgeben des Wechselgeldes zu signalisieren, dass es als Trinkgeld behalten werden darf.
Wer in einem Restaurant von mehreren Personen bedient worden ist, kann sein Trinkgeld außerdem einfach auf dem Tisch liegen lassen. Das so hinterlassene Trinkgeld wird anschließend üblicherweise im Rahmen einer Trinkgeldpool-Vereinbarung verteilt. Trinkgeldpool-Vereinbarungen werden in der Schweiz oft freiwillig zwischen Arbeitnehmern geschlossen. Im Rahmen der Trinkgeldpool-Vereinbarung wird festgelegt, wie und unter welchen Mitarbeitern Trinkgelder aufgeteilt werden. Der Vorteil dabei: Oftmals erhalten auch Küchenmitarbeiter oder andere „nicht sichtbare“ Kräfte einen Teil des hinterlassenen Trinkgelds.