Frugalismus ist – so scheint es – ein neuer Trend geworden. Möglichst sparsam und minimalistisch leben und vorzeitig in Rente gehen, das scheinen die zentralen Punkte dieses Lebensstils zu sein. Was Frugalismus bedeutet, welche Ausprägungen es gibt und woher der Begriff eigentlich kommt, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
Sparsam leben: Das ist Frugalismus
Frugalisten sind nicht auf den ersten Blick an einer bestimmten Art von Kleidung oder Verhalten zu erkennen. Wer genauer hinschaut, sieht aber, dass sie sparsamer leben als viele andere. Frugalismus zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass unnötige Ausgaben vermieden werden sollen, um durch die Ersparnis finanziell unabhängiger zu werden. Frugalisten möchten so einen größeren Fokus auf die Dinge im Leben legen, die sie zufrieden machen. Wichtig ist es für sie, alle Entscheidungen bewusst zu treffen und individuell auszuwählen, was ihnen gut tut und was nicht.
Oft wird beim Frugalismus das Einsparen von Kosten mit dem Sparen des “überschüssigen” Geldes kombiniert.
Ziele: Das wollen Frugalisten
Wer frugal lebt, möchte oft die finanzielle Unabhängigkeit erreichen – im besten Fall sogar die finanzielle Freiheit – und die gewonnene Zeit in Dinge investieren, die Freude machen. Dabei geht es nicht (nur) darum, möglichst viele Kosten einzusparen, sondern gleichzeitig noch zufrieden zu bleiben.
Oft wird beim Frugalismus davon gesprochen, mit 40 Jahren in Rente zu gehen. Das ist aber keinesfalls das erklärte Ziel aller Frugalisten – und auch gar nicht so leicht zu erreichen. Wichtiger sind bei Frugalisten zwei Begriffe: finanzielle Unabhängigkeit und finanzielle Freiheit.
Finanzielle Unabhängigkeit
Bei der finanziellen Unabhängigkeit ist ein bestimmtes Budget monatlich oder jährlich vorhanden, mit dem man seinen Lebensstil bezahlen kann. Wichtig ist es hier, nicht nur zu sparen, sondern das Geld zu investieren, damit durch Erträge und den Zinseszinseffekt eine Summe entsteht, bei der ”das Geld für Sie arbeitet.
Wie hoch das Budget sein muss, ist individuell unterschiedlich. In vielen Fällen reicht es aus, wenn das aktuelle Monatsgehalt monatlich zur Verfügung stünde. Schließlich müssen Sie auch aktuell damit haushalten.
Finanzielle Freiheit
Die finanzielle Freiheit geht noch weiter: Hier ist das verfügbare Budget so hoch, dass keine Einsparungen gemacht werden müssen. Es ist quasi genug Geld da, um all das zu tun, was man tun möchte: unbeschränkter Konsum ist möglich.
Ob das nun eine Million Euro auf dem Konto oder im Aktiendepot ist oder ein Vielfaches dieses Betrags, ist auch wieder vom individuellen Lebensstil und den eigenen Wünschen abhängig, denn wer sich nichts sehnlicher wünscht, als im Privatflugzeug um die Welt zu jetten, wird ein höheres Budget benötigen als jemand, der tagaus tagein seinen eigenen Garten bestellen möchte.
Strategie: So gehen Frugalisten vor
Da es sich beim Frugalismus zwar um eine Bewegung mit bestimmten Zielen, aber ohne feste ”Mitglieder” oder Grundsätze handelt, unterscheidet sich der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit stark. Manch einer möchte tatsächlich so früh wie möglich nicht mehr arbeiten, andere möchten lediglich dafür sorgen, dass ihnen im regulären Ruhestand keine unangenehmen finanziellen Überraschungen begegnen.
Ob Frugalisten also so vorgehen, dass sie mit 40 in Rente gehen oder erst mit 70, kann auch ihre Strategie beeinflussen.
Verzicht: Ausgaben einschränken
Wichtig für fast alle Frugalisten ist aber eine gewisse Art von Verzicht. Manch einer ist hier radikal und streicht (fast) alle vermeintlich unnötigen Ausgaben – ob das auf Dauer auszuhalten ist und glücklich macht, hängt aber vom eigenen Lebensstil ab. Nicht mehr auszugehen, keine Urlaubsreisen zu machen, keinen Handwerker zu engagieren … das ist nicht für jeden leicht.
Wichtig ist es für Frugalisten aber vor allem, bewusst zu leben und bewusste Konsumentscheidungen zu treffen, dazu kann durchaus ein Mittagessen mit Kollegen oder ein Kinoabend mit Freunden gehören. Auch Urlaube oder ein größeres Auto sind für Frugalisten nicht undenkbar – wenn die Ausgabe überdacht wurde.
Wichtiger ist es, die ”Geldfresser” zu identifizieren: Wo entstehen Ausgaben, die nicht nötig oder sinnvoll sind? Gibt es unnötige Versicherungen oder Abos, die gekündigt werden können? Viele Frugalisten empfehlen darum für den Anfang ein Haushaltsbuch, um Einnahmen und Ausgaben besser im Blick zu haben.
Frugalismus vs. Minimalismus
Frugalismus ist nicht (unbedingt) gleichbedeutend mit Minimalismus. Wie viel ein Frugalist besitzen kann oder will, entscheidet er selbst, auch wenn es natürlich Minimalisten unter den Frugalisten gibt. Beim Minimalismus sind aber Konsumverzicht und Reduzierung von Besitz oder Ablenkung wichtiger als der Vermögensaufbau.
Sparen: Vermögensaufbau betreiben
Damit auch Geld da ist, von dem gelebt werden kann, ist Vermögensaufbau für Frugalisten eine entscheidende Säule. Einige Frugalisten sparen ihr Geld auf dem Tagesgeldkonto, um später eine gewisse Summe monatlich entnehmen zu können – quasi bis das Budget erschöpft ist. Andere investieren in Immobilien, Aktien oder Fonds, um einen gewissen Betrag zu erreichen, den sie entnehmen können, ohne dass die Sparsumme (erheblich) sinkt.
Auch eine selbst bewohnte Immobilie kann Vermögen bedeuten, da so Mietzahlungen wegfallen. Andere Frugalisten empfehlen, auf Wohneigentum zu verzichten, da eine Mietwohnung freiere Entscheidungen ermöglicht.
Welche Art des Vermögensaufbaus für Sie die Richtige ist, sollten Sie gründlich überdenken. Hier gilt es, eine langfristige Strategie zu finden, die gleichzeitig einen gewissen Grad an Sicherheit bietet: Schnell arm werden geht nämlich ”besser”, als schnell reich zu werden.
Wie viel muss ich sparen?
Manche Frugalisten sprechen von einer Sparquote von 80 %, das bedeutet, dass 80 % des monatlichen Nettoeinkommens gespart oder investiert werden. Das geht natürlich nur mit einem entsprechenden Lebensstil.
Wie hoch Ihre persönliche Sparquote sein sollte, hängt von Ihren Zielen ab, doch auch, wenn es mit der finanziellen Unabhängigkeit oder Freiheit nicht klappt, ist jeder investierte oder gesparte Euro ein großer Erfolg, der Ihnen das Leben erleichtern kann. Selbst wenn das Geld nicht reicht, um im Alter ein üppiges Leben zu führen, kann es vielleicht dazu führen, dass Sie Ihre Wohnung nicht aufgeben müssen oder sich weiterhin im Café mit Freunden treffen können, ohne auf die Ausgaben für Kaffee und Kuchen zu achten.
Begriffserklärung: Daher kommt “frugal”
Frugalismus kommt vom Adjektiv ”frugal”, das sich auf eine bescheidene Lebensweise bezieht.
Die Bewegung entstand um 2007 in den USA im Zuge der FIRE-Bewegung.
- F: Financial
- I: Independence,
- R: Retire
- E: Early
”FIRE” bedeutet also: Finanzielle Unabhängigkeit, vorzeitiger Ruhestand.
Vorteile & Nachteile des Frugalismus
Die Vor- und Nachteile vom Frugalismus sind – wie die ganze Bewegung – sehr individuell und abhängig davon, welcher Lebensstil vertreten wird und welche Ziele persönlich angestrebt werden.
- Vorzeitiger Ruhestand bei gleichem Einkommen ist möglich.
- Durch Investitionen in Aktien oder Fonds kann durch regelmäßige Ausschüttungen Zusatzeinkommen entstehen, das bereits jetzt vorhanden ist, nicht erst im Alter.
- Geringere Ausgaben führen dazu, dass auch im Falle von Arbeitslosigkeit, etc. die Kosten gestemmt werden können.
- Bewusster Konsum sorgt bei vielen Frugalisten für ein zufriedeneres Leben.
- Finanzielle Bildung durch die Beschäftigung mit Geldanlagen und Sparen.
- Hohe Sparraten können oft nur von Besserverdienern durchgesetzt werden.
- Extreme Ausprägungen können dafür sorgen, dass das (soziale) Leben stark eingeschränkt wird und somit Frugalismus aktuell vor allem Einschränkung statt Zufriedenheit bedeutet.
- Sicherheit entsteht oft ”nur” durch Geld, aber auch Sachwerte können absichern.
- Wieviel Geld benötigt wird, ist immer nur eine Schätzsumme.
Dieser Beitrag in Kürze
Frugalismus ist eine recht neue Bewegung, bei der im Zentrum steht, durch Vermögensaufbau früher oder besser abgesichert in den Ruhestand gehen zu können. Wichtig ist für Frugalisten nicht nur der Verzicht, sondern auch die persönliche Zufriedenheit mit ihrem Lebensstil. Ziel ist die finanzielle Freiheit.